Radiokolleg - Der Wiener Männergesangverein

4. Oktober 2018, 09:45

Bevor Radio, Kino, Fernsehen und Internet zu den Hauptmitteln des Entertainments wurden, waren die Menschen in Wien auf vielfältige Weise selbst aktiv um sich Musikgenuss und Unterhaltung zu verschaffen. Einerseits ging man fast täglich in die Oper, das Theater, ins Konzert oder auf eine der vielen kleinen Schaubühnen um sich unterhalten zu lassen. Andererseits gab es zahlreiche private Initiativen und Vereine, in denen musiziert und gesungen wurde.

Eine davon war der Wiener Männergesangverein (sic!) der im Jahr 1843 unter großen Widerständen gegründet wurde. Da im Metternich-Staat Versammlungsverbot herrschte, wurde bei der Zahl der zu erwartenden Mitglieder gleich einmal gelogen was das Zeug hielt: Offiziell wollten sich nur fünf Männer ein bis zweimal pro Woche treffen um ihrer Sangesleidenschaft in Mehrstimmigkeit zu frönen. Tatsächlich war der Verein, der schließlich gegründet werden durfte, viel größer: Mehr als 100 Männer - alles Bürger der Oberschicht, die in Wien hohe Posten innehatten und vermögend waren - kamen regelmäßig zusammen um bekannte Werke in mehrstimmiger Chorfassung zu erarbeiten.

Auftritte, zunächst auf der grünen Wiese, später in Ballsälen und Konzertsälen sollten ebenso folgen, wie ausgedehnte Sängerfahrten in alle Welt. Der Verein, der nach dessen Errichtung Räume im Musikvereinsgebäude bezog, besteht bis heute. Die glorreichen Zeiten sind allerdings vorbei: Heute klagen die Männer über Überalterung des Chors, finanzielle Sorgen und Mitgliederschwund.

Sendereihe

• Radiokolleg

Gestaltung

• Sabine Nikolay