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ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Passagen

Die Literarische Soiree

Literatur ist der Rede wert
Drei literarische Neuerscheinungen, von einer journalistischen Kritikerrunde unter die Lupe genommen. Moderation: Günter Kaindlstorfer
Bearbeitung: Robert Weichinger
(Aufgenommen am 12. September 2018 im RadioCafe des ORF RadioKulturhauses in Wien)

Unter der Leitung von Günter Kaindlstorfer diskutieren Katja Gasser (Literaturredakteurin ORF), Ronald Pohl (Der Standard) und Anton Thuswaldner (Salzburger Nachrichten)

Die Buchauswahl:
Marjana Gaponenko: "Der Dorfgescheite" (C.H. Beck)
Peter Henisch: "Siebeneinhalb Leben" (Deuticke)
Michal Hvorecky: "Troll" (Klett-Cotta)

Zu seinem 75. Geburtstag erschien Peter Henischs jüngstes Buch "Siebeneinhalb Leben". Ronald Pohl erblickt im jüngsten Werk des Schriftstellers die närrische Freude am Luftkutschentum. Eine Figur aus einem früheren Buch Henischs, das in der Waldheim-Zeit angesiedelt war, bemächtigt sich auf einer Parkbank in Währing dem Alter Ego des Autors, denn 30 Jahre später ähneln die gesellschaftlichen Zustände jenen vor 30 Jahren. Katja Gasser, sieht ihn Peter Henisch einen Meister, der gesellschaftspolitisch relevant zu erzählen weiß, ohne dabei in die Engagiertheitsfalle zu tappen. Anton Thuswaldner betont, dass sich der Peter Henisch an einer literarischen Leitfigur orientiert und diese ist E.T.A. Hoffmann, eine phantastische Leichtigkeit gehört zu Henischs Schreibmethode, die dieser - da war sich die Kritikerrunde einig - allerdings an Fragen der politischen Realität knüpft.

Weniger gut schnitt hingegen das Buch der jungen auf Deutsch schreibenden Ukrainerin Marjana Gaponenko ab. Ihr Klosterroman "Der Dorfgescheite" (C.H.Beck) erinnert Anton Thuswaldner an einen "Bonsai-Umberto-Eco". Ronald Pohl fragt, warum sie den Plot in einer Bibliothek spielen lässt, wenn sie dann mit den Intertextualitäten nicht zu Rande kommt. Katja Gasser wollte dann doch dagegen halten und auch etwas Positives an dem Buch finden: Gaponekos in der Abkapselung des Klosters spielender Roman richtet sich gegen die heute so präferierte Effizienz und Schnelligkeit, er ist eine Abrechnung mit unserer Leistungsgesellschaft.

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