Haas-Haus

APA/HERBERT PFARRHOFER

Hundert Häuser

Umstrittenes "Eckhaus der Nation"

1990 - Haas-Haus

Es steht an der ersten Adresse der Hauptstadt: das Haas Haus auf dem der Stock-im-Eisen-Platz, gleich vis-à-vis vom Stephansdom. Das Gebäude an diesem prominenten Eck war einst stark umstritten. Von Hans Hollein entworfen, wurde es 1990 als exklusiver Einkaufstempel eröffnet. In der Presse wurde es damals als "opulent verpackte Enttäuschung" bezeichnet. Am Anblick des turmartigen Erkers und der teilweise spiegelnden Fassade, in der das Wahrzeichen Wiens zu einem fragmentierten Zerrbild wird, stößt sich heute niemand mehr. Heute dient es den Wienerinnen und Wienern als Orientierungspunkt inmitten der uniformen, schwarzverglasten Geschäftsfassaden der Umgebung.

Benannt ist es nach dem Teppichfabrikanten Philip Haas, der hier 1865 ein Warenhaus bauen ließ. Die Errichtung dieses ersten Haas-Hauses war eine Pionierleistung, war es doch das erste reine Warenhauses in Wien eines Unternehmens, also ohne Wohnungen und ohne Vermietung an andere Firmen. Im April 1945 setzten Nazitruppen das Haas-Haus, wie andere umliegende Bauwerke, in Brand. Die Ruine wurde abgetragen. Die Architekten Carl Appel, Max Fellerer und Eugen Wörle planten den Nachfolger-Bau, das zweite Haas-Haus, das 1953 eröffnet wurde. Nur dreißig Jahre später hatte es ausgedient.

Der Architekt Hans Hollein wurde Mitte der 1980er von der Eigentümergruppe, der Z-Sparkasse und der Wiener Städtischen, zunächst beauftragt eine Studie über einen möglichen Umbau durchzuführen. Es stellte sich heraus, dass eine Adaptierung des Inneren für eine zeitgemäße Nutzung wesentlich kostspieliger wäre, als ein Abriss und Neubau des Haas-Hauses. Sobald diese Möglichkeit publik wurde, begannen die Proteste. Die postmoderne Fassade aus Stein und Spiegelglas wurde angefeindet, und vor allem auch der turmförmige Erker am Eck. Hans Hollein verteidigte seinen Entwurf, der schließlich - mit Rückendeckung vom Bürgermeister Helmut Zilk - zwischen 1987 und 1990 umgesetzt wurde, mit dem Argument, dass er eine städtebauliche Verbesserung bedeutete.

Architektur: Hans Hollein
Eröffnung: 1990
Adresse: 1010 Wien, Stock-im-Eisen-Platz 4

Gestaltung: Anna Soucek

Service

Mit der Sendereihe "Hundert Häuser" wird eine Geschichte Österreichs anhand seiner Architektur erzählt - vom Jahr 1918, in dem am 12. November die Erste Republik ausgerufen wurde, bis zur Gegenwart. Für jedes Jahr steht ein historisch bedeutendes, architektonisch spannendes oder eine Epoche prägendes Bauwerk, das in jeweils einem Radiobeitrag porträtiert wird. Zu hören ist die hundertteilige Reihe von Montag bis Donnerstag um 17:25 Uhr, von Mitte Mai bis 12. November 2018.

Hans Hollein

"Hans Hollein", Hg. Peter Weibel, Berlin 2011.

"HANS HOLLEIN", Hg. Wilfried Kuehn, Christoph Thun-Hohenstein, Susanne Titz, Marlies Wirth; MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien 2014.

Sendereihe

Gestaltung

  • Anna Soucek

Übersicht