Gedanken für den Tag

TeilnehmerInnen am Freiwilligen Sozialen Jahr erzählen

"Menschen eine Stimme geben". Christine Kollegger erzählt über ihre Erfahrungen in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Es war eine meiner täglichen Aufgaben - dieses Mädchen - ich nenn sie hier jetzt einmal "Hanna" - von der Schule abzuholen. An diesem Tag konnte ich schon an ihrem Verhalten erkennen, dass etwas nicht stimmte, denn anstatt meine Begrüßung zu erwidern, machte Hanna nur wütende Schnaufgeräusche und trampelte neben mir her. Ich hab sie gefragt, was los sei, da setzte sich das Mädchen plötzlich mitten am Gehsteig hin und schrie, dass es nie wieder in die "blöde" Schule zurück wolle und dass sie weglaufen werde.

Die vorbeigehenden Menschen haben uns angestarrt und in der WG für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen, in der Hanna lebt und ich während meines Freiwilligen Sozialen Jahres mitgearbeitet habe, hat man schon auf uns gewartet. Ich hab Hanna gebeten weiterzugehen, aber sie hat sie geweigert.

Also hab ich mich einfach auf eine kleine Treppe neben sie gesetzt. "Die ist eh viel bequemer", hab ich gesagt und: "Ich bin froh, dass hier, im Gegensatz zum Gehweg, keine Kaugummis kleben." Hanna hat sich neben mich gesetzt und verwundert gefragt: "Gemma jetzt nit in die WG?". "Willst mir nicht lieber erzählen, warum Du so sauer bist?"

Und dann hat Hanna angefangen zu erzählen. Für mich klang ihre Situation nicht allzu tragisch: da ging es "nur" um einen unfairen Tausch von Spielkarten. Aber man hat es ihr ansehen können, dass es für sie viel mehr bedeutete. Wir haben eine Zeit lang geredet, da ist Hanna plötzlich aufgesprungen und hat gesagt: "Jetzt müss ma aber nach Hause. Die warten sicher schon auf uns." Die Wut war wie verflogen und wir haben noch einen schönen Spaziergang zur WG gehabt.

Ich habe während meines Freiwilligen Sozialen Jahres gelernt, wie wichtig es ist, einem Kind Geduld und Zeit zu widmen. Zeit, in der man einfach für das Kind da ist, ihm zuhört und es ausreden lässt. Und vor allem das Kind ernst nimmt. Kinder brauchen nicht nur jemanden, der die schönen Momente mit ihnen zusammen erlebt, sondern sie brauchen besonders jemanden, der mit ihnen gemeinsam die schlechten Zeiten durchsteht. Hanna und die anderen Kinder in der WG waren gute Lehrmeister.

Service

Freiwilliges Soziales Jahr

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Björk Gudmundsdottir
Komponist/Komponistin: Sjon Sigurdsson
Komponist/Komponistin: Lars von Trier
Bearbeiter/Bearbeiterin: Björk Gudmundsdottir
Bearbeiter/Bearbeiterin: Guy Sigsworth
Bearbeiter/Bearbeiterin: Vincent Mendoza (Orchestrierung)
Gesamttitel: DANCER IN THE DARK / Original Filmmusik
Titel: I've seen it all
Album: SELMASONGS - MUSIC FROM THE MOTION PICTURE SOUNDTRACK
Solist/Solistin: Björk /Gesang m.Begl.
Solist/Solistin: Thom Yorke /Gesang m.Begl.
Leitung: Vincent Mendoza
Orchester: Unbekannt
Länge: 05:29 min
Label: Polydor/Universal 5492042

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