Gedanken für den Tag

Martin Pollack über Weißrussland

"Eindrücke aus einer terra incognita" - Künstler und Autorinnen aus Belarus möchte Martin Pollack, Autor und Übersetzer, aus ganz persönlicher Sicht in den Mittelpunkt stellen. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Belarus, besser als Weißrussland bekannt, ist anders. Anders als viele Menschen bei uns gemeinhin glauben, falls sie überhaupt eine Ahnung von dem Land haben, das traditionell im blinden Winkel unserer Aufmerksamkeit liegt. Wie kommt das? Ich finde keine Erklärung dafür. Denn das Land ist vielfältiger, landschaftlich schöner, interessanter und liebenswerter, als die gängigen Klischees im Westen besagen.

Belarus ist, ähnlich wie die Ukraine, zweisprachig. Die Mehrheit der Bevölkerung spricht russisch, doch zahlreiche Intellektuelle legen Wert darauf, die nationale Sprache, das Belarussische, zu pflegen. Im Westen des Landes sprechen viele obendrein gut polnisch - die Gebiete gehörten bis 1939 zu Polen, was bleibende Spuren hinterließ.

Wenn wir über Belarus reden, dürfen wir natürlich die Politik nicht ausklammern. Und da sind wir schon wieder bei den Klischees, die, was die Politik angeht, der Wahrheit ziemlich nahekommen.

Es stimmt, dass Belarus zu Recht als letzte Diktatur in Europa bezeichnet wird, obwohl die Situation bei genauerem Hinsehen natürlich viel komplizierter ist. Es stimmt, dass Präsident Aljaksandr Lukaschenka das Land seit bald 25 Jahren wie ein Diktator regiert und keine Opposition aufkommen lässt. Es stimmt, dass Wahlen regelmäßig gefälscht werden, obwohl Lukaschenka, wie sein großes Vorbild Putin, vermutlich auch aus fairen Wahlen als Sieger hervorgehen würde. Es stimmt, dass die Bürgerrechte missachtet und kritische Intellektuelle drangsaliert werden.

Das alles ist wahr. Und trotzdem ist das nur eine, die hässliche Seite, von Belarus, denn zugleich ist es ein aufregendes Land mit einer großen Geschichte, einer reichen Literatur und einer lebendigen Kulturszene, Autoren und Künstlern, über die wir im Westen viel zu wenig wissen. Und das ist schade.

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Albin Brun
Album: SNIEZKI - SCHNEE
Titel: Schnee/instr.
Ausführende: Kazalpin /Instrumental
Ausführender/Ausführende: Albin Brun /Schweizer Diatonisches Akkordeon
Ausführender/Ausführende: Patricia Draeger /Akkordeon
Länge: 04:24 min
Label: Double Moon Records DMCHR71510

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