Radiogeschichten

Artur Klinau schreibt über seine Heimatstadt Minsk

Nebenan Weißrussland: "Minsk. Sonnenstadt der Träume" von Artur Klinau. (Ausschnitt) Aus dem Russischen von Volker Weichsel. Es liest Till Firit. Gestaltung: Nicole Dietrich

Minsk irritiert und überwältigt viele Besucher mit seinen riesigen Boulevards, den endlosen Parks mitten im Zentrum, den vielen mit sonderbarem Dekor reich verzierten Palästen. Von den Sowjets als ideale Stadt, als Verwirklichung der kommunistischen Utopie entworfen, hat sie sich in einen Raum des Absurden verwandelt: architektonisches Monument einer Stadt des Glücks und Ausdruck der Unmöglichkeit, es zu erlangen.

Die demokratischen Prinzipien Europas verschwinden hier in der Dämmerzone. Der weißrussische Künstler, Architekt und Publizist Artur Klinau hat eine melancholische Skizze seiner touristisch wenig reizvollen Heimatstadt in Form eines autobiografischen Essays gefertigt. Minsk, die "Sonnenstadt der Träume" kennt er wie seine Westentasche. Er erzählt u.a. Anekdoten wie jene von den Totenschädeln, mit denen er und seine Freunde in der Kindheit spielten: Es sind die Überreste der in Massengräbern verscharrten Opfer stalinistischer Herrschaft und der Nazi-Besetzung, die beim Ausheben von Baugruben für neue Plattenbauten zum Vorschein gekommen waren. Und er spart nicht mit Kritik an der Diktatur Lukaschenkos.

Artur Klinau, geboren 1965, ist Herausgeber des einzigen Magazins für zeitgenössische Kunst in Weißrußland pARTisan. Er lebt in Minsk.

Service

Artur Klinau, "Minsk - Sonnenstadt der Träume". Aus dem Russischen von Volker Weichsel. Suhrkamp, 2006.

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