Saudi-Arabien: MbS, Reformer oder Revolutionär?

22. Oktober 2018, 13:00

Der 33-jährige Kronprinz Mohammed bin Salman will das Königreich Saudi-Arabien reformieren und auf eine Zukunft nach dem Erdöl vorbereiten. Das war die mehrheitliche Meinung von Medien und internationalen Beobachtern, die den charismatischen Prinzen bei seinem Aufstieg begleiteten und feierten. Tatsächlich aber hatte seine Modernisierungskampagne von Anfang an erhebliche Schattenseiten: Massenverhaftungen und Einschüchterung politischer Gegner, die Blockade des Nachbarn und Konkurrenten Qatar, der blutige Krieg im Jemen, der eine katastrophale Hungersnot auslöste, und zuletzt das Verschwinden des kritischen Journalisten Jamal Kashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul.

Ist "MbS", wie sich der künftige Herrscher gerne nennen lässt, ein Reformator, der sein Land öffnen will, oder ein skrupelloser Machtpolitiker, dessen Ambitionen außer Kontrolle geraten sind? Die ehemalige EU-Botschafterin, Nahost-Expertin und Politikwissenschafterin Gudrun Harrer rät zur Differenzierung. Im Gespräch mit Philipp Blom zeichnet sie ein vielschichtiges Bild politischer und kultureller Zusammenhänge, die deutlich machen, wie sich individuelle, regionale und globale Machtgefüge verschieben und verzerren lassen.

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