Radiogeschichten

6. November 2018, 11:05

Ein Mann erinnert sich an seine Zeit als Kaffeehausmusiker im Land seiner Kindheitsträume und den Aufstieg zum Konzertmeister einer städtischen Oper. Diese glückliche Zeit wurde gekrönt durch seine Begegnung und Verlobung mit Eliza. Nun steht er vor der Ernennung zum Dirigenten des philharmonischen Orchesters und lässt den Blick über die liebgewordene Stadt schweifen und die Wechselfälle seines Schicksals vorüberziehen. Er hat seinen Hafen und seine Ruhe gefunden.

Der 1892 in Drohobytsch in Galizien geborene polnische Schriftsteller, Grafiker, Zeichner und Kunstlehrer Bruno Schulz wuchs polnischsprachig auf. Ein Architekturstudium in Lemberg musste er wegen seines eigenen schlechten Gesundheitszustands 1914 abbrechen, nach dem Krieg beschäftigte sich Schulz autodidaktisch mit Malerei und Grafik, arbeitete von 1924 bis 1941 als Zeichenlehrer. In Briefen an Freunde klagte Schulz immer wieder über die Langeweile und Überforderung dieser Tätigkeit, die ihm kaum Zeit zum Schreiben lasse. Die Veröffentlichung seiner Erzählungen im Jahr 1933 machte ihn innerhalb Polens schnell bekannt. 1933 erschien im Warschauer Verlag Rój sein erster Band mit Erzählungen "Sklepy Cynamonowe" ("Die Zimtläden"), 1936 erschien im selben Verlag der zweite Band "Sanatorium pod Klepsydra" (in der Erstübersetzung "Das Sanatorium zur Todesanzeige").

Als die deutsche Armee nach dem Überfall auf die Sowjetunion bis nach Galizien vordrang, musste Schulz 1941 in das Drohobytscher Ghetto übersiedeln, in dem er wegen seiner zeichnerischen Fähigkeiten im SS-Hauptscharführer Felix Landau einen Protektor fand. Am 19. November 1942, kurz vor seiner geplanten Flucht aus dem Ghetto, wurde Schulz auf offener Straße von einem Mitglied der Gestapo erschossen.

Service

Bruno Schulz, "Das Sanatorium zur Sanduhr". Aus dem Polnischen übersetzt von Doreen Daume. Deutscher Taschenbuch Verlag, 2013

Sendereihe

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Gestaltung

• Stefanie Zussner
• Nicole Dietrich

Übersicht

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