KZ-Gedenkstätte Mauthausen

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Gedanken für den Tag

Barbara Glück über das Gedenken an 1938

"Was hat das mit mir zu tun?" Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, gedenkt der November-Pogrome 1938. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Oft fragen mich Menschen: Was ist das Ziel eurer Vermittlungsarbeit an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen? Was sollen Menschen mitnehmen nach einem Besuch in Mauthausen?

Ich kann darauf meistens nur eine unbefriedigende Antwort geben, denn was Menschen für sich mitnehmen, das müssen sie selbst entscheiden. Wenn Besucher und Besucherinnen die Gedenkstätte mit einem verstärkten Vertrauen in die Demokratie verlassen, ist das großartig, aber auch wenn sie für kurze Zeit ihre eigenen Lebensumstände hinterfragen, dann haben wir unsere Aufgabe erfüllt.

Ein Jugendlicher an der Gedenkstätte hat mir das kürzlich wieder vor Augen geführt. Er war Teil einer Klasse, die die Gedenkstätte besucht hat. Wie bei allen Rundgängen haben wir auch eine ehemalige Baracke und deren Waschraum betreten. Die Baracken waren ursprünglich für 600 Menschen ausgelegt, bereits eine völlig unrealistische Zahl in Relation zur Größe der Baracke. Zu manchen Zeiten des Lagers waren allerdings bis zu 2.000 Menschen in solchen Baracken untergebracht.

Als wir die Baracke wieder verlassen haben, sagte der Bursche zu mir: "Ich teile mir mit meinem Bruder ein Waschbecken und das ist dann schon oft problematisch. Alles hier hat so eine mahnende Wirkung auf mich. Luxus, Freiheit oder ein voller Magen. Hast du diese Sachen, dann fällt es dir gar nicht auf und du passt auch nicht auf sie auf, aber wenn sie weg sind, dann spürst du es so richtig, dann wird's bitter. Unserer Generation wird immer vorgeworfen, sie könne ihren Wohlstand nicht wertschätzen. Das stimmt möglicherweise, aber wer hätte es uns denn beigebracht? Demut vor unserem Wohlstand und ein In-den-Griff-Bekommen des Konsums, das müssen wir gemeinsam bewältigen, da könnt ihr nicht einfach die Beine hochlegen und sagen, das wäre die Aufgabe der Jugend. Wir haben alle gemeinsam ein Problem mit dem achtsamen Umgang und der Wertschätzung unseres Wohlstands. Das nehme ich mit, das ist für mich bedenkenswert."

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Kurt Adametz
Gesamttitel: HEIMKEHR
Titel: Palästina (tw. 2x gespielt)
Ausführende: Kurt Adametz
Länge: 01:37 min
Label: ORF-Enterprise Musikverlag

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