Ibrahim Olgun

APA/HERBERT NEUBAUER

Praxis - Religion und Gesellschaft

Wahl, Werte und Ethik

Vorgezogene Neuwahlen in der Islamischen Glaubensgemeinschaft +++ Tunesien: Leben nach dem Dschihad +++ Wertestudie: Glaube ohne Religionsgemeinschaften +++ Ethik - Religionen plädieren für zusätzliches Fach. - Moderation: Alexandra Mantler

1. Vorgezogene Neuwahlen in der Islamischen Glaubensgemeinschaft

Zu überraschenden Entwicklungen ist es am Wochenende in der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich gekommen. Der rund um die vorübergehende Schließung mehrerer Moscheen intern unter Beschuss geratene Präsident der Muslime-Vertretung, Ibrahim Olgun, wird abgelöst. Der Schura-Rat, quasi das Parlament der Muslime-Vertretung, hat am Samstagabend für vorgezogene Neuwahlen gestimmt. Am 8. Dezember wird gewählt. Die wichtigsten Gremien bzw. Funktionen der Glaubensgemeinschaft werden neu besetzt: der Schura-Rat, der oberste Rat und damit auch ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin. Der seit zwei Jahren amtierende Präsident Ibrahim Olgun hat schon angekündigt, nicht mehr kandidieren zu wollen. Andreas Mittendorfer hat am 10. November - als einziger Journalist vor Ort - die jüngsten Entwicklungen bei der Schura-Ratssitzung beobachtet. Im Praxis-Studiogespräch schätzt er die aktuelle Lage bei Österreichs Muslime-Vertretung ein. - Gestaltung: Andreas Mittendorfer und Alexandra Mantler


2. Tunesien: Leben nach dem Dschihad

Die - gemessen an der Bevölkerungszahl - meisten ausländischen Rekruten des sogenannten "Islamischen Staates" stammen aus Tunesien. Aktuell wird die Zahl jener, die vor allem in Syrien und dem Irak für den IS, aber auch für andere radikalislamistische Gruppen kämpfen, von den Vereinten Nationen auf 6.000 geschätzt.
Tunesien hat aber nun - verstärkt durch die Territoriumsverluste des IS - auch ein weiteres Problem: Hunderte Dschihadisten sind bereits nach Tunesien zurückgekehrt. Einige von ihnen gelten als "tickende Zeitbomben". Wie können sie deradikalisiert, wie in die Gesellschaft reintegriert werden? Das Projekt "Espw´ART" versucht es - und hat den diesjährigen "Intercultural Achievement Award" des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres in der Kategorie "Aktualität" gewonnen. Die tunesische Juristin Asma Kaouech, Direktorin des Projektes, war in Wien und hat Maria Harmer von ihrer Arbeit berichtet. - Gestaltung: Maria Harmer


3. Wertestudie: Glaube ohne Religionsgemeinschaften

Das Selbstverständnis, religiös zu sein, ist in Österreich unverändert hoch und stabil, das geht aus der kürzlich präsentierten "Europäischen Wertestudie" von 2018 hervor. Neben den Themenbereichen Politik und Demokratie wurden dabei auch Fragen zu Religion und Glaubenspraxis gestellt. Die eigene Religiosität wird immer mehr abgekoppelt von der Zuordnung zu bestimmten Religionsgemeinschaften, insbesondere Kirchen, betrachtet. Vereinfacht gesagt: Die Menschen bleiben zwar religiös, die Kirchenbänke werden aber leerer und leerer. Zugleich pluralisiert sich die österreichische Religionslandschaft durch die Zunahme von orthodoxen Christinnen und Christen sowie Musliminnen und Muslimen. Auch Menschen, die angeben, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören, werden mehr. Kerstin Tretina hat mit den Studienautorinnen gesprochen.


4. Ethik - Religionen plädieren für zusätzliches Fach

Religionsunterricht oder Ethikunterricht? Oder vielleicht beides? Diesem schon lange und oft diskutierten Themenkomplex ist der diesjährige "Wiener Kulturkongress" der Österreichischen Kulturvereinigung gewidmet. Vertreter von Katholischer und Evangelischer Kirche, Islam und Judentum übten bei der Tagung einen demonstrativen interreligiösen Schulterschluss für den Ethikunterricht als ein den konfessionellen Religionsunterricht ergänzendes Fach. So wenig der Religionsunterricht ein "Frömmigkeitsunterricht" sei, sondern sich einem modernen, zeitgemäßen Curriculum verpflichtet weiß, so wenig dürfe man auf der anderen Seite den Ethikunterricht auf ein bloßes Ersatzfach reduzieren. Vielmehr müsse der derzeit noch immer nur als Schulversuch an rund 200 Schulen geführte Ethikunterricht als vollwertiges Fach und als Pflichtgegenstand für all jene Schüler ins Regelsystem übernommen werden, die nicht am konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen, waren sich die Religionsvertreterinnen und -vertreter einig. - Gestaltung: Isabella Ferenci

Service

Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich
Verleihung des Intercultural Achievement Awards
Europäische Wertestudie
Diplomatische Akademie Wien
Evangelische Kirche A.B. Wien
Katholisches Info-Portal für Bildung & Schule
Israelitische Kultusgemeinde Wien - Schulen

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Gestaltung