Thomas Merton

AP

Gedanken für den Tag

Kurt Remele über Thomas Merton und Karl Barth

"Der Mönch, der Theologe und das göttliche Kind". Zum 50. Todestag von Thomas Merton und Karl Barth möchte Kurt Remele, der Ethik und christliche Gesellschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität Graz lehrt, zwei "Giganten" des christlichen Glaubens im 20. Jahrhundert nahebringen und die beiden in Beziehung zueinander setzen. - Gestaltung: Alexandra Mantler

"Am letzten Tag des Januar 1915, im Zeichen des Wassermanns, in einem Weltkriegsjahr und im Schatten französischer Berge nahe der spanischen Grenze, kam ich zur Welt": Mit diesem Satz beginnt "Der Berg der sieben Stufen", Thomas Mertons 1948 erschienene Autobiografie, in der er seine Bekehrung vom freigeistigen Bohemien zum katholischen Mönch beschreibt. Das Buch wurde ein Bestseller.

Im Alter von 27 Jahren verpflichtete sich Merton im Trappistenkloster Our Lady of Gethsemani in Kentucky zu einem strengen Leben der Weltentsagung und der Buße, des Gebets und des Schweigens. Doch in seinem letzten Lebensjahrzehnt wandelte sich der devote junge Mönch zu einem fragenden, weltoffenen und dialogbereiten Ordensmann. Merton äußerte sich nun kritisch zur gesellschaftlichen Diskriminierung der Afroamerikaner, zur atomaren Rüstung und zum Vietnamkrieg, besonders zu dessen religiöser Legitimierung. Am 5. Juli 1968 schrieb er in sein Tagebuch: "Es ist nicht einfach, über das Gebet zu sprechen in einer Welt, in der ein Präsident behauptet, er bete zu Gott, damit er ihn in seinen Entscheidungen erleuchte, und der sich dann entschließt, eine kleine Nation auf völkermörderische Art und Weise anzugreifen."

Auch Karl Barth, einer der bedeutendsten christlichen Theologen des 20. Jahrhunderts und der zweite neben Merton, dessen Todestag sich diese Woche zum 50. Mal jährt, fand klare Worte gegen den Krieg. Barth wuchs in Basel und Bern als Sohn eines reformierten Pfarrers auf und wurde selber Pfarrer. Seine theologische Bekehrung fand zu Beginn des Ersten Weltkrieges statt, als 93 deutsche Intellektuelle, darunter die meisten seiner theologischen Lehrer, mit einem Bekenntnis zur Kriegspolitik Kaiser Wilhelms II. an die Öffentlichkeit traten. Barth erkannte, dass eine Theologie, die das verbrecherische Kriegsgeschehen mit einer religiösen Aura vergoldete, nicht die seine sein konnte.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Titel: Konzert für Violine und Orchester Nr.5 in A-Dur KV 219
* Adagio (Kadenz Itzhak Perlman) - 2.Satz (00:10:54)
Violinkonzert
Solist/Solistin: Itzhak Perlman /Violine
Orchester: Wiener Philharmoniker
Leitung: James Levine
Länge: 10:54 min
Label: DG 4100202

weiteren Inhalt einblenden