Simon Rattle

APA/AFP/TOLGA AKMEN

Das Ö1 Konzert

Folk Roots, Urban Roots

London Symphony Orchestra, Dirigent: Sir Simon Rattle; Edgaras Montivas, Tenor; Katia und Marielle Labèque, Klavier; Christopher Richards, Klarinette.
Karol Szymanowski: Harnasie op. 55 Igor Strawinsky: Ebony Concerto für Klarinette und Jazzorchester Osvaldo Golijov: Nazareno für zwei Klaviere und Orchester (aufgenommen am 13. Dezember 2018 in der Barbican Hall, London). Präsentation: Peter Kislinger.

Urwüchsig und sinnlich: Szymanowskis "Harnasie"

Folk Roots, Urban Roots - so lautete das Motto des Konzerts. Spuren ländlich volkstümlicher Wurzeln lassen sich in Karol Szymanowskis "Harnasie" entdecken. Es war zunächst eine Balletpantomime, die 1935 in Prag uraufgeführt und im Folgejahr in Paris zu einem großen Erfolg für den polnischen Komponisten werden sollte.

Die zwei Tableaux sind in grauer Vorzeit in der Tatra angesiedelt. Die Braut verliebt sich in einen Ausgestoßenen, der sie während der Hochzeit entführt. Ende gut alles gut: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute in der wilden Tatra. Die Wirkung des Werkes beruhe auf dem "Wechsel traumartiger und überwältigend urwüchsig-dynamischer Passagen", schrieb "bachtrack" nach der bejubelten Londoner Aufführung; die lange Chorpassage, mit der das zweite Tableau anhebt, "dürfte einer der sinnlichsten Momente der Musik des 20. Jahrhunderts sein." Wer das Werk gehört hat, kann sich dem Kommentar des Kritikers nur anschließen: "Harnesie" verdiente sich einen festen Platz im Repertoire neben Strawinskys "Le Sacre du printemps" und Ravels "Daphnis et Chloe".


Jazz, Strawinsky, Bernstein

Urbane Jazzwurzeln lassen sich in Strawinskys "Ebony Concerto für Klarinette und Jazzorchester" aus dem Jahr 1941 und in Bernsteins "Prelude Fugue and Riffs" entdecken.


Die erste große Komposition des 21. Jahrhunderts?

Nach slawischen und US-amerikanischen Tanzrhythmen war es die auf Klezmer und auf lateinamerikanische, auch afrikanische Wurzeln zurückgehende Musik des Argentiniers Osvaldo Golijov, die sich im Londoner Barbican Centre als eigentlicher Publikumshit des Konzertes erwies. Das französische Klavierduo Katia and Marielle Labèque hatte den aus Venezuela gebürtigen Gonzalo Grau beauftragt, eine auf Golijows "La Pasión Según San Marcos" aus dem Jahr 2000 basierende Konzertsuite für 2 Klaviere, lateinamerikanisches Schlagzeug und Orchester zu arrangieren. Der "Boston Globe" wagte die Prophezeiung, Golijovs "Markus Passion" werde - "unzweifelhaft" sogar - als die erste große Komposition des 21. Jahrhunderts in die Musikgeschichte eingehen.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Karol Szymanowski/1882 - 1937
Titel: HARNASIE < Die Bergbanditen > op.55 - Ballett Pantomime in zwei Bildern für Tenor, Chor und Orchester
Solist/Solistin: Edgaras Montivas /Tenor
Chor: London Symphony Chorus
Orchester: London Symphony Orchestra
Leitung: Simon Rattle
Länge: 33:45 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Igor Strawinsky/1882 - 1971
Titel: Ebony Concerto - für Klarinette und Orchester
* Allegro moderato - 1.Satz
* Andante - 2.Satz
* Moderato - 3.Satz
Solist/Solistin: Christopher Richards, Klarinette
Orchester: London Symphony Orchestra
Leitung: Simon Rattle
Länge: 09:00 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Osvaldo Golijov/ * 1960
Komponist/Komponistin: Alberto Grau / *1937
Titel: Nazareno, für zwei Klaviere, Latinischlagzeug und Orchester - Suite über Motiven aus "La Pasión Según San Marcos"
Solist/Solistin: Katia Labèque, Klavier
Solist/Solistin: Marielle Labèque, Klavier
Länge: 25:10 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Leonard Bernstein /1918 - 1990
Titel: Prelude, Fuge und Riffs für Orchester und Klarinette
Solist/Solistin: Christopher Richards, Klarinette
Orchester: London Symphony Orchestra
Leitung: Simon Rattle
Länge: 07:50 min
Label: EBU

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