Radiogeschichten

Im Nebel

"Die falsche Haltestelle". Von Italo Calvino (aus dem Italienischen von Heinz Riedt). Es liest Helmut Berger. Gestaltung: Stefanie Zussner. Präsentation: Gudrun Hamböck.

Marcovaldo liebt es, kalte Winterabende im Kino zu verbringen. So auch diesmal, als er aus den Urwäldern Indiens wieder in den dichten Nebel der Stadt entlassen wird. In der Straßenbahn träumt er offenen Auges die Bilder des Breitwandkinos weiter und steigt bei der falschen Haltestelle aus. In demselben Nebel, der gerade noch die Wirklichkeit zur idealen Leinwand für Marcovaldos innere Bilder verwischte, gilt es sich jetzt zurechtzufinden ...

Mit Marcovaldo, dem ländlichen Hilfsarbeiter in der norditalienischen Industriestadt, schuf Italo Calvino eine seiner liebenswertesten Figuren, die sich aus der Tristesse ihrer - noch neorealistisch gestalteten - Umgebung herausträumt. 20 Kurzgeschichten ranken sich um Marcovaldo und seine vielköpfige Familie. Die ersten entstanden in den frühen 1950er-Jahren. Als Buch veröffentlicht wurden sie 1963, elf Jahre nach Erscheinen des Romans "Der geteilte Visconte", mit dem Calvino seine eigene Spielart der fantastischen Literatur entwickelte.

Italo Calvino, 1923 auf Kuba geboren, arbeitete nach seinem Literatur- und Philosophiestudium als Journalist und dann viele Jahre als Lektor im Verlag Einaudi in Turin. Als einer der innovativsten italienischen Nachkriegsautoren weltberühmt wurde Calvino mit Romanen wie "Der geteilte Visconte", "Der Baron auf den Bäumen" oder "Der Ritter, den es nicht gab". Sein 1983 erschienener Meta-Roman "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" spielt mit zahlreichen literarischen Formen des 20. Jahrhunderts. Calvino starb 1985 in Siena.

Service

Aus: Italo Calvino, "Die falsche Haltestelle" aus "Marcovaldo oder Die Jahreszeiten in der Stadt". Aus dem Italienischen von Nino Erné und Heinz Riedt, Carl Hanser Verlag, 1988

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