Sir Andrew Davis zum 75. Geburtstag

6. Februar 2019, 14:05

Sir Andrew Davis vollendete am 2. Februar sein 75. Lebensjahr. Er ist musikalischer Leiter und Chefdirigent der Lyric Opera of Chicago, Chefdirigent des Melbourne Symphony Orchestra, Ehrendirigent des Toronto Symphony Orchestra und des BBC Symphony Orchestra. Der für seine offene, humorvolle, geistsprühende und direkte Art bei Orchestern geschätzte Dirigent belebte während seiner Amtszeit als Chefdirigent des BBC Symphony Orchestra (1990 bis 2000) die von Malcolm Sargent begründete Tradition, dass der Chefdirigent "The Last Night of The Proms" dirigiert. Es waren nicht zuletzt seine Reden im Schlusskonzert der Londoner Promenadenkonzerte, die Andrew Davis zum Publikumsliebling werden ließen. Sir Andrews Repertoire reicht vom Barock bis in die Gegenwart. Sein besonderes Engagement gilt der Musik von Elgar, Vaughan Williams, Britten, Tippett und Komponisten bzw. Komponistinnen, die selbst in Großbritannien nicht zum Kernrepertoire zählen, wie etwa Musik der 1900 in Birmingham geborenen Lilian Elkington.


Wer war Lilian Elkington?

Ihr Schicksal ist ungewöhnlich. Oder vielleicht doch nicht? Sie erhielt im Alter von vier Jahren Klavierunterricht und gab im Alter von sechs ihr erstes Konzert. Kompositionsunterricht erhielt sie von Granville Bantock, einem zu seiner Zeit bekanntesten Komponisten und Dirigenten Englands, der 1921 "Out of the Mist" uraufführte.
Nach ihrer Eheschließung Ende der 1920er ging sie, wie das Klischee einmal hieß, "ganz in ihrer Rolle als Mutter und Gattin auf". Ihr gesamtes kompositorisches Schaffen "wurde vernichtet", als nach ihrem Tod, 1969, ihr Ehemann sich wieder verheiratete. Es ist nicht bekannt, ob versehentlich oder absichtlich. In den 1970er Jahren stieß ein Musikwissenschaftler in einem Antiquariat auf vier ihrer Kompositionen, die bis zum heutigen Tag die einzigen von ihr erhaltenen Werke sind. Kein Eintrag findet sich im New Grove Dictionary, keine Musikgeschichte erwähnt sie. Seit 2018 gibt es auf wenigen Websites und in Blogs einige dürre Daten zu Lilian Elkington. Angeblich wusste nicht einmal ihre Tochter etwas von der Begabung ihrer Mutter.


Das wunderbare Cellokonzert von Gerald Finzi

1951, im Alter von 50, erfuhr Gerald Finzi, dass er am "Hodgkin-Lymphom" binnen zehn Jahren sterben würde. 1955, ein Jahr vor seinem Tod, wurde sein Konzert für Violoncello und Orchester uraufgeführt. In Auftrag gegeben worden war es von John Barbirolli. Niemand, der dieses "großartige Konzert" spielt, meint der englische Cellist Paul Watkins, könne umhin, daran zu denken, dass Finzi am 25. September 1956, nur einen Tag vor seinem Ableben, die erste Radioübertragung seines Cellokonzerts vielleicht noch hören konnte. Dieses "riesige, fast 40-minütige Werk ist wunderbar fürs Cello geschrieben - sehr virtuos." Watkins beeindruckt die Bandbreite an Gefühlen: "dieser stürmische, dunkle erste Satz; und der 2. Satz gehört zum Besten, was Finzi geschrieben hat. Der fantastische Schlusssatz ist eine Kreuzung aus 'You are my sunshine' und dem letzten Satz des Tschaikowsky-Violinkonzerts."

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger