"An der Front bin ich eine Witzfigur"

13. März 2019, 13:00

Raqqa, Nordsyrien, September 2017. Der deutsche Journalist Wolfgang Bauer will sich gemeinsam mit Kämpfern der kurdischen Volksverteidigungseinheit vor den IS-Scharfschützen in Sicherheit bringen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, aber Wolfgang Bauer hängt "wie ein fetter Pinguin" an der Ladefläche des Kleinlasters und schafft es nicht, sich hinaufzuziehen. Die kurdischen Kämpfer können nicht mehr aufhören zu lachen. "An der Front bin ich eine Witzfigur", schreibt Wolfgang Bauer in seinem neuen Buch "Bruchzone. Krisenreportagen": "Ich stolpere in Raqqa über die Trümmer auf der Straße. Ich knicke um, stoße gegen Mauern, komme in der Hitze schnell außer Atem."

Trotzdem: Die Menschen wollen, dass er über sie schreibt, dass er von ihrem Leid berichtet. Die Welt soll erfahren, was passiert. Sie verstecken den Journalisten in ihren Wohnungen und fahren ihn im Konvoi zu Interviews. Wolfgang Bauer informiert für die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit" von Giftgaseinsätzen in den sudanesischen Nuba-Bergen, über pakistanische Seeleute, die von somalischen PIraten gefangen werden und fährt inkognito mit Flüchtlingen übers Mittelmeer.

Natasa Konopitzky spricht mit Wolfgang Bauer über seine Motivation, Krisenreportagen zu schreiben, über seinen Umgang mit Angst und seinen Glauben an das Gute im Menschen. Wenn Sie sich in der Sendung beteiligen möchten: Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 - kostenlos aus ganz Österreich - oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.

Service

Wolfgang Bauer: Bruchzone. Krisenreportagen. Suhrkamp, 2018
Wolfgang Bauer: Die geraubten Mädchen. Boko Haram und der Terror im Herzen Afrikas. Suhrkamp, 2016
Wolfgang Bauer: Über das Meer. Mit Syrern auf der Flucht nach Europa. Suhrkamp, 2014

Sendereihe

• Punkt eins