Zwischenruf

Claudia Prutscher über Pessach

Claudia Prutscher, Vizepräsidentin der israelitischen Kultusgemeinde Wien, erklärt, warum Pessach - mehr noch als viele andere jüdische Feste - rundum ein Familienfest ist. - Gestaltung: Brigitte Krautgartner

Christinnen und Christen beginnen dieser Tage mit den letzten Vorbereitungen auf das Osterfest und im Judentum bereiten wir uns jetzt auf Pessach vor.

Pessach ist eines der wichtigsten Feste im jüdischen Kalenderjahr. Dieses Jahr fällt der Beginn auf Freitag, den 19. April. Das Fest dauert acht Tage lang. Zu Pessach gedenken wir des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten und damit der Befreiung aus der Knechtschaft.

Da die Israeliten sehr rasch aus Ägypten ausziehen mussten, gab es keine Zeit mehr zum säuern und gären lassen der Brote als Reisenahrung. Während der acht Festtage wird darum nur ungesäuertes Brot, es nennt sich "Mazze", gegessen. Die Mazzen sind dünne, nur aus Mehl und Wasser, ohne Hefe, hergestellte knusprige Fladenbrote. Als Vorbereitung auf das Fest muss der gesamte Haushalt von allem Gesäuerten befreit werden. Daher werden Brot, Mehl, Nudeln und viele andere Dinge aufgestöbert und aus dem Haus verbannt.

Ich versuche immer schon Wochen vorher, alles quasi "Verbotene" aufzubrauchen. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe. Bis in den kleinsten Winkel wird nach Krümeln gesucht und geputzt. Dies erinnert jetzt wahrscheinlich viele an den jährlichen Frühjahrsputz, der möglicherweise aus diesem Brauch entstanden ist. Wenn der erste Abend des Festes, der Sederabend naht, ist die Wohnung blitzblank geputzt.

In der Pessach-Zeit gilt in jüdischen Familien ein besonderer Speiseplan. Nachdem ich eine sehr große Familie habe, teilen wir uns das Zubereiten der Speisen meistens auf. Meine Töchter machen verschiedene Salate und ich kümmere mich um ein koscheres Lamm, das rechtzeitig beim koscheren Fleischhauer bestellt werden muss. Meine Schwester bringt das Dessert mit. Der Tisch ist prachtvoll gedeckt und der Seder-Teller mit speziellen Zutaten gefüllt. Das Ei symbolisiert das Glück, es wird in Salzwasser getaucht um an die Tränen unserer Vorfahren zu erinnern. Bitterkräuter sollen in Gedenken der bitteren Zeiten unserer Versklavung gegessen werden. Am liebsten habe ich immer das Charosset, ein süßes Gemisch aus zerkleinerten Äpfeln, Nüssen und ein wenig Rotwein. Dies symbolisiert den Lehm der Ziegel, die unsere versklavten Vorfahren formen und brennen mussten, wir streichen es auf unsere Mazzen.

Kinder spielen bei der Zeremonie zu Hause eine besondere Rolle. Alle lesen in der Haggada, worin die Geschichte der Befreiung des Volkes Israel und des Auszugs aus Ägypten erzählt wird. Das jüngste Kind am Tisch hat die Aufgabe, 4-mal zu fragen: "Was ist heute anders als an anderen Abenden?" Und dann wird die Geschichte gelesen. In der heiligen Schrift, der Thorah, wird 4-mal die Pflicht erwähnt, den Kindern den Sinn der Pessach-Bräuche zu erklären. Das sind Werte und Traditionen, die Kinder prägen und die sie wiederum später an ihre Kinder weitergeben. Diese Traditionen lassen Generationen zusammenwachsen und geben ein tiefes Gefühl der Verbundenheit.

Pessach ist - mehr noch als viele andere jüdische Feste - ein Familienfest, mit dem die Angehörigen sich so identifizieren, als wären sie selbst aus Ägypten ausgezogen und erzählten ihren Kindern jetzt diese Begebenheit. Diese Erinnerung soll den Zusammenhalt des Judentums auch in aller Zerstreuung und Verfolgung, bewahren.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Michael Kashatan
Bearbeiter/Bearbeiterin: Elias Meiri
Album: TEFILA - PRAYER
Titel: Nigun atik/instr.
Ausführende: Timna Brauer & Elias Meiri Ensemble /Instrumental
Ausführender/Ausführende: Timna Brauer /Gitarre, Tamburin
Ausführender/Ausführende: Elias Meiri /Piano, Synth, Darbuka
Ausführender/Ausführende: Aliosha Biz /Violine
Ausführender/Ausführende: Shani Ben Canar /Gitarre, Tabla, Bongos
Ausführender/Ausführende: Courtney Jones /Drums, Darbuka, Steelpan
Länge: 05:35 min
Label: Lotos Rec. TB 002

weiteren Inhalt einblenden