Alfred Treiber

12. Mai 2019, 14:05

Wenn Alfred Treiber wieder einmal von einem Management Training kam, das die ORF Spitze ihren führenden Mitarbeiter/innen verordnet hatte, war seine Reaktion meist ambivalent: einerseits amüsierte er sich über die Ahnungslosigkeit vieler Trainer und andererseits ärgerte er sich über die hohen Geldausgaben, die man ja viel besser direkt in das Programm hätte investieren können. Treiber kam von einer katholischen Zeitschrift 1966 zur Radio Jugendredaktion des Österreichischen Rundfunks, der damals noch nicht ORF hieß und dem die Erfindung von Ö3 noch bevorstand.

Die Jugendredaktion, das war einer der wenigen Orte, in dem sich in Österreich "1968" ereignete. Man beschäftigte sich mit Pop, Handke, Bernhard, Wittgenstein und provozierte: die einen klar erkenntlich als Moderatoren wie Andre Heller, die anderen als Journalisten und besonders als Radiomacher eher im Hintergrund. Über einen Umweg als Entwicklungshelfer in Afghanistan (auch das war eine Gelegenheit, fantastische Sendungen zu machen) kam Treiber in einen Rundfunk ohne Gerd Bacher zurück und fand den neuen liberalen Hörfunkintendanten Wolf In der Maur vor.

Treiber, der gemeinsam mit Richard Goll die Stereophonie in die Reportage gebracht hatte, war "erwachsen" geworden. Gemeinsam wurden die beiden zu einem der zahlreichen "Auswüchse" der Ö3 Jugendredaktion in das viel konservativere Kulturprogramm Österreich 1. Zahlreiche Auszeichnungen folgten, der Wunsch nicht nur mit Sendereihen zu brillieren, sondern einen ganzen Sender neu zu gestalten wurde stärker.

Als dann auch noch Gerhard Zeiler Generalintendant des ORF wurde, hatte Arbeiterkind Treiber endlich einen Chef, der ihm das Pouvoir gab, das er brauchte - Werner Pirchner komponierte die legendären Kennungen, der Spruch "Ö1 gehört gehört" wurde von Wolf Haas kreiert, die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde genützt und die Reichweite verdoppelt.

Bald war Ö1 der erfolgreichste Kultursender Europas, unter anderem auch weil Treiber überzeugt war, dass Nachrichten, Kultur, Wissenschaft und klassische Musik Hörergruppen zum größtmöglichen Publikum für einen Kultursender verbinden.
Wer sich Alfred Treiber in den Weg stellte tat gut daran, Platz zum Ausweichen zu haben, seine Überzeugungen konnte er in durchaus deftigen Worten zum Ausdruck bringen, und er fand fast immer die Bündnispartner, die er für seine Ideen und Strategien brauchte.

Loyalität und Qualitäten von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen weiß der nunmehrige Galeriebesitzer nach wie vor zu schätzen, zu seinem 75. Geburtstag am 16. Mai wird er in den "Menschenbildern" porträtiert. Die hat er in persönlichem Einsatz, als es einmal kriselte übrigens auch wieder zu einer positiven Entwicklung geführt.

Gestaltung: Petra Herczeg & Rainer Rosenberg

Sendereihe

• Menschenbilder