Medizin und Gesundheit

Und wir qualmen weiter

Nichtraucherschutz in Österreich nach wie vor unzureichend

Im vergangenen Herbst initiierten die Wiener Ärztekammer und die Österreichische Krebshilfe "Don't Smoke" ein Volksbegehren für den NichtraucherInnenschutz. Gefordert wurde die Beibehaltung der 2015 beschlossenen Gesetzesnovelle für das absolute Rauchverbot in der Gastronomie, das die Regierung im Frühjahr 2018 rückgängig gemacht hatte. 881.692 Personen unterzeichneten das Volksbegehren, das somit eines der erfolgreichsten seiner Art in der Geschichte des Landes ist. Eine Volksabstimmung wurde von der Regierung aber abgelehnt und "Don't smoke" in der Schublade verstaut. Somit bleibt Österreich, was den NichtraucherInnenschutz anbelangt, dort, wo es sich schon etliche Jahre befindet: Auf dem peinlichen, letzten Platz unter 34 OECD-Ländern.

Vorteile einer komplett rauchfreien Gastronomie

Unser Sendungsgast Dr. Florian Stigler hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit einigen steirischen Gesundheitseinrichtungen eine "Gesundheitsfolgenabschätzung zur Änderung des NichtraucherInnenschutzes in der Gastronomie mit erweitertem Jugendschutz" durchgeführt. Als Basis dieser Untersuchung dienten systematische Übersichtsarbeiten zu Originalstudien. Die Ergebnisse sind beeindruckend:
Durch eine rauchfreie Gastronomie könnten 15 Prozent der Herzinfarkte und 16 Prozent der Schlaganfälle verhindert werden. Außerdem gäbe es 19 Prozent weniger Lungenentzündungen, zehn Prozent weniger Asthmaanfälle und vier Prozent weniger Frühgeburten. Schließlich könnte man 32.400 Spitalsaufnahmen vermeiden. Eine rauchfreie Gastronomie würde sich stark auf das Rauchverhalten auswirken. Raucher rauchen weniger, Ex-Raucher werden nicht so leicht rückfällig und Jugendliche fangen seltener an.

Heimat bist du starker Raucher

In kaum einem anderen Land ist die Tabakkontrolle (also höhere Steuern auf Tabakprodukte, Rauchverbote im öffentlichen Raum, Bewusstseinsbildung, Werbeverbote, Warnhinweise etc.) laxer als bei uns. Wenig verwunderlich, dass Österreich auch zu jenen Ländern in Europa gehört, in denen am meisten geraucht wird. 24 Prozent der Bevölkerung greifen täglich zum Glimmstängel und 22 Prozent aller Frauen, also mehr als jede Fünfte, rauchen - ebenso Europa-Rekord.
Hierzulande rauchen im internationalen Vergleich auch überdurchschnittlich viele Jugendliche. 29 Prozent der 12 bis 18-jährigen Mädchen und 25 Prozent der Buben.

Extrem schädlich

Dass rauchen der Gesundheit stark schadet, ist hinlänglich bekannt. Viele hunderttausende leiden an Asthma, Bronchitis oder Arteriosklerose. Rauchen lässt die Haut rascher altern, schadet den Zähnen, der Sexualität usw.
Und jährlich sterben 14.000 Österreicherinnen und Österreicher an den Folgen der Sucht. An COPD, Herzinfarkt, Schlaganfall, einem Lungenkarzinom oder anderen Krebsformen, die durch Rauchen begünstigt werden, etwa Brust - oder Darmkrebs.
Passivrauch ist übrigens fast genauso schädlich. In Österreich sterben rund 1.000 Menschen jährlich daran. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass es mittlerweile verboten ist, im Auto zu rauchen, wenn eine unter 18jährige Person mitfährt.

Der schwierige Abschied

Dennoch: Auf die Zigarette zum Morgenkaffee, in der Arbeitspause oder zum Feierabendbier wollen Abhängige nicht verzichten. Besser gesagt "können", denn das Suchtpotential von Nikotin ist enorm - vergleichbar mit dem von Heroin. Das Rauchen aufzugeben, ist alles andere als einfach. Doch es ist durchaus möglich. Gute Erfolge bringen Interventionen, die eine Verhaltensänderung unterstützen (zum Beispiel eine verhaltenstherapeutische Beratung). Bei starker, körperlicher Abhängigkeit kann man es zusätzlich mit Nikotinersatzprodukten (Pflaster, Kaugummi etc.) versuchen. So manch einer wurde aber auch durch Hypnose oder Akupunktur rauchfrei. Das wichtigste ist, nicht aufzugeben und es immer wieder zu versuchen.
Und am besten erst gar nicht mit dem Rauchen anzufangen.


Moderation: Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
Sendungsvorbereitung: Mag.a Nora Kirchschlager
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Wann und warum haben Sie zu rauchen begonnen?

Haben Sie gesundheitliche Probleme aufgrund des Rauchens?

Wie haben Sie es geschafft, mit dem Rauchen aufzuhören?

Sind Sie für oder gegen eine komplett rauchfreie Gastronomie?

Rauchen Sie E-Zigaretten?

Service

Sendungsgäste im Funkhaus Wien:

Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Lungenkrankheiten
Medizinische Universität Wien
Sigmund Freud PrivatUniversität Wien
Ordination:
Gloriettegasse 15
A-1130 Wien
Tel: +43-1-877 31 83
E-Mail

MMag.a Sophie Meingassner
Klinische und Gesundheitspsychologin
Fachliche Leitung Rauchfrei Telefon
0800 810 013
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Homepage
Eine Initiative der Sozialversicherung, der Länder und des BMASGK, betieben von der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse


Gast im Landesstudio Steiermark:

Dr. Florian Stigler
Allgemeinmediziner, Public Health-Experte
Ambulatorien Steiermärkische Gebietskrankenkasse
Friedrichgasse 18
8010 Graz
E-Mail

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Don't smoke - Das Volksbegehren für den NichtraucherInnenschutz

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Tel. 0800-810013
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