Franz Josef Weißenböck über Himmelfahrten

1. Juni 2019, 06:56

Jedermanns Himmelfahrt

Am Donnerstag war Christi Himmelfahrt. Himmelfahrten werden auch von anderen Menschen berichtet. Dantes "Göttliche Komödie" beschreibt eine Reise durch die Hölle, das Fegefeuer und den Himmel. Aber wie ist das bei uns Durchschnittsmenschen? Werden wir eine Himmelfahrt erleben? Und wenn ja: Wie können wir uns die vorstellen? Wohl kaum als eine Fahrt im Sinn einer Bewegung von einem Punkt A zu einem Punkt B, und B wäre dann der Himmel. Der Himmel ein Ort? Eine merkwürdige Vorstellung. Vielleicht ein Zustand?

Ich denke mir, dass Himmelfahrt ein ins Unendliche gesteigertes Glück sein müsste, ein Glück jenseits aller Vorstellungskraft. Wenn darüber alles andere vergessen wird, selbst die Zeit. Alles andere fällt dann weg, als wäre es nicht. Kurt Tucholsky hat die kleine Geschichte erzählt, in der ein Mann, glücklich lächelnd, in der Droschke sitzt und den Kutscher fragt, wie spät es sei. Der Kutscher drauf: "Elf Uhr, Herr!" Und der Mann, im Vollbewusstsein der irdischen Seligkeit: "Gestern - oder - heute?" Siehe, das ist das Glück, sagt dazu Tucholsky.

Ja, es gibt Augenblicke im Leben, da können Menschen eine Ahnung des Himmels spüren. Ein Kind, das ganz dem Spiel hingegeben ist und darüber alles andere vergisst, erfährt vielleicht eine Ahnung himmlischen Glücks. Ein Lied, Musik kann uns "wie im Himmel" erscheinen. Kunsterfahrungen können manche Menschen in eine Art Himmel versetzen.

Oft werden der Himmel und das Paradies gleichgesetzt. Himmelfahrt hieße dem gemäß Eintritt in das Paradies, in einen Ort der Freude und ohne Tod. Zwei Dinge gibt es, die uns an das Paradies erinnern, sagt eine alte Tradition: die Sexualität und die Blumen. Glücklich, wem eine Ahnung des Himmels zuteil wird!

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler