Muslimische Schülerinnen

AFP/PHILIPPE DESMAZES

Salzburger Nachtstudio

Kulturkampf im Klassenzimmer?

Neue Forschungen zur Integrationsdebatte
Gestaltung: Johannes Gelich

Vor mehr als einem Jahr hat die Lehrerin Susanne Wiesinger mit ihrem Buch "Kulturkampf im Klassenzimmer" die Debatte rund um die Integrationswilligkeit junger Muslime aus der Sicht einer Lehrerin angestoßen und damit verschärft, wie manche Kritikerinnen und Kritiker meinen. Junge Männer würden religiös motivierte Macht auf Mädchen ausüben - mit Vorwürfen, kein Kopftuch zu tragen, einen Freund zu haben oder nicht zu fasten.

Mädchen würden aus diesen Gründen oft nicht am Schwimmunterricht oder anderen Schulveranstaltungen teilnehmen, Sexualkunde im Biologieunterricht sei geradezu unmöglich. Viele muslimische Eltern seien bildungsfeindlich eingestellt, der Koran sei für sie wichtiger als Allgemeinbildung. Das sind nur einige der Thesen, die Susanne Wiesinger in ihrem viel diskutierten Buch vertritt.
Kritiker bemängeln, sie verallgemeinere Einzelfälle und habe sich von rechten Medien instrumentalisieren lassen. Dass sie seit Februar 2019 eine Stelle als Ombudsfrau im Bildungsministerium der türkis-blauen Regierung angetreten hat, gibt derartigen Spekulationen neue Nahrung.
Doch anhand der Debatte über das Buch der Lehrerin stellen sich elementare Fragen rund um die Themen Integration, Religion, Kultur - und Schule.

Seit dem Erscheinen von Samuel P. Huntingtons "Kampf der Kulturen" bestehe laut Kritikern die Tendenz, soziale Missstände zu kulturalisieren. Der US-amerikanische Politikwissenschaftler prognostizierte im Jahr 1996, dass sich die zukünftigen globalen Konflikte vor allem anhand von Kulturdifferenzen wie etwa zwischen der westlichen und islamischen Welt entzünden würden.

Auch Susanne Wiesinger wird von Bildungswissenschaftern kritisiert, sie begründe den mangelnden Bildungserfolg muslimischer Schüler ausschließlich mit der Kulturdifferenz. Sind es nicht vielmehr sozio-ökonomische Defizite, also Armut, die dazu führen, dass viele, nicht zuletzt muslimische, Schüler auf der Strecke bleiben?
Ein Salzburger Nachtstudio von Johannes Gelich mit neuen Forschungsergebnissen zu einem heißen Thema.

Service

Literatur:

Susanne Wiesinger: Kulturkampf im Klassenzimmer: Wie der Islam die Schulen verändert. Bericht einer Lehrerin Gebundenes Buch, Edition QVV, 2018.

Heiko Heinisch: Alles für Allah: Wie der politische Islam unsere Gesellschaft verändert. Molden Verlag, 2019

Thomas Walach: BRENNPUNKTE. Interviews zu Lebenswelten von Kindern in Wien
(Herausgegeben von Martin Tschiggerl und Thomas Walach), Ferstl & Perz; 2017.

Amani Abuzahra (Herausgeber): Mehr Kopf als Tuch: Muslimische Frauen am Wort, Tyrolia, 2017.

Susanne Schröter: Politischer Islam: Stresstest für Deutschland. Gütersloher Verlagshaus, 2019.

Ednan Aslan: Zukunftsfähiger Religionsunterricht: Konfessionell - kooperativ - kontextuell. (Herausgegeben von Konstantin Lindner), Herder, 2017.

Islamische Seelsorge: Eine empirische Studie am Beispiel von Österreich (Wiener Beiträge zur Islamforschung), Springer, 2015.

Weblinks:


Projekt - Geschichte schreiben


Melisa Erkurt: biber Schulprojekt "Newcomer" an Wiener Brennpunktschulen

Stefan Hopmann, Institut für Bildungswissenschaft an der Universität Wien

Kenan Güngör: think.difference: Büro für Gesellschaft, Organisation, Entwicklung

Musik:

Interpret: Rueibin Chen
The Nutcracker Suite, Op. 71a: II. D) Arab Dance (Arr. for Piano)
Aus dem Album Tchaikovsk, Grieg, Piazzolla, Liszt
19. February 2019

120 Sekunden

Sendereihe

Gestaltung

  • Johannes Gelich