Mops bekommt Spritze

AFP/NOAH SEELAM

Radiokolleg - Zoonosen

Wenn Tiere krank machen (4). Gestaltung: Madeleine Amberger

Tollwut, Pest, Salmonellen, Ebola, Rinderwahn. Allen diesen Infektionkrankheiten ist eines gemeinsam: Sie werden zwischen Tier und Mensch übertragen. Der Übertragungsmodus kann direkt erfolgen, wenn ein Mensch beispielsweise von einem tollwütigen Hund gebissen wird oder mit einer tuberkuloseinfizierten Kuh in Berühung kommt. Das Risiko einer Salmonellen-Infektion besteht dann, wenn man mit den Bakterien verseuchte Nahrung zu sich nimmt. Das Westnil-Fieber wiederum sowie auch die Zika-Virus-Erkankung werden durch Stechmücken übertragen. Der Wirt sind Vögel bzw. Affen.

Die Beobachtung, dass die Gesundheit von Tieren mit jener der Menschen eng verbunden ist, machten Mediziner schon im 19.Jahrhundert. Rudolf Virchow, der Begründer der modernen Pathologie, fand mit Experimenten heraus, dass Fadenwürmer von Hausschweinen - Trichinella spiralis - auch den Menschen infizieren können. Der deutsche Pathologe und Anthropologe prägte für diese und ähnliche Infektionen den Begriff der Zoonosen. Er entwickelte das Konzept von "einer Medizin", die die Gesundheit von Mensch und Tier als zusammengehörig betrachtet.

Es sollte mehr als 150 Jahre dauern, bis diese Überlegungen als "One World-One Health" ein breites Echo fanden. 2004 formulierten Mediziner und Wissenschafter aus aller Welt auf einer, von der Wildlife Conservation Society (WCS) veranstalteten Konferenz in New York die so genannten "Manhattan Principles". Diese sehen auch Monitoring-Programme vor, um künftige Zoonosen zu identifizieren, ehe sie sich allzu sehr ausbreiten. In frischer Erinnerung war damals noch der Ausbruch von SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome).

Die ersten Fälle der schweren Atemwegsinfektion wurden 2002 diagnostiziert; wenige Monate später gab es die ersten Erkrankungen in Kanada. Menschen dürften sich durch Schleichkatzen in den so genannten "wet market", wo Haus-, Nutz- und Wildtiere auf engstem Raum angeboten werden, angesteckt haben. Es bedurfte genetischer Tests, um Jahre später Fledermäuse als den wahrscheinlichen Wirt des für SARS verantwortlichen Coronavirus zu identifizieren. 2012 sprang ein ähnlichs Virus auf den Menschen über. Im Fall von MERS (Middle East Respiratory Syndrome) sind Dromedare der Zwischenwirt, der den Menschen ansteckt.

Experten rechnen auch künftig mit neuen zoonotischen Erkrankungen. Denn zunehmend mehr Menschen drängen in die Lebensräume von Tieren vor. Je mehr Berührungsflächen, desto höher die Gefahr der Ansteckung. Fast zwei Drittel aller neu isolierten Krankheitserreger stammen von Tieren.

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  • Madeleine Amberger