Medizin und Gesundheit

Hand am Strome

Die vielfältigen Anwendungen der Elektrotherapie

Für viele Menschen ist es ein beunruhigendes Gefühl, wenn sie zum ersten Mal Elektroden auf die Haut geklebt bekommt. Schließlich reagiert der menschliche Körper überaus empfindlich auf elektrischen Strom. Im Fall der Elektrotherapie, wie sie im Rahmen der physikalischen Medizin und weiteren Bereichen der Medizin zum Einsatz kommt, ist keine Panik angebracht. Bis auf ein Kribbeln oder ein Zucken verspüren die Behandelten in der Regel kaum etwas.

Fixer Bestandteil der physikalischen Medizin und Rehabilitation

Seit man mit Beginn des 18. Jahrhunderts in der Lage war, elektrischen Strom gezielt herzustellen, begann man auch bereits, die ersten medizinischen Anwendungen durchzuführen. Bei den modernen Therapieformen wird der menschliche Organismus zur Förderung der Durchblutung, Stimulation der Muskulatur oder zur Bekämpfung von Schmerzen unter Strom gesetzt. Die Elektrotherapie gehört, als Ergänzung zu Massagen und Physiotherapie, zum fixen Repertoire der Rehabilitationsmedizin.

In den USA gefordert - großes Einsatzgebiet gegen Schmerzen

Die Nebenwirkungen sind erstaunlich gering, sodass man diese Therapie einsetzt, um Medikamente einsparen zu können. Gerade die allzu leichtfertige Verordnung starker Schmerzmittel bei Beschwerden des Bewegungsapparates haben in den USA die Opioid-Krise mitverursacht. Der Fokus der amerikanischen Gesundheitsbehörden richtet sich demnach auch zunehmend auf nichtmedikamentöse Alternativen wie die Elektrotherapie. In diesem Zusammenhang auch naheliegend, dass die Stromanwendungen nicht zuletzt bei Profisportlern zum Einsatz kommen.

Vielfältige Anwendungen

Je nachdem, ob Gleich-, Impuls- bzw. Wechselstrom eingesetzt wird, lassen sich im Körper unterschiedliche Wirkungen erzielen: Schmerzzustände, Gelenkserkrankungen oder muskuläre Verspannungen sind die Haupteinsatzgebiete. Nach Operationen, die eine Ruhigstellung erfordern oder bei peripheren Lähmungen, bei denen ein Muskelstrang zu verkümmern droht, kann durch gezielte Stimulation der Abbau eines betroffenen Muskels verhindert werden. Der Strom ersetzt den Nervenimpuls der körpereigenen geschädigten Nerven und erhält das Muskelgewebe soweit "in Form", bis die Nervenfaser ihre normale Tätigkeit wieder aufnehmen kann.

Weitere Einsatzgebiete

Mittlerweile findet die Elektrotherapie auch bei der diabetischen Polyneuropathie (durch die hochfrequente Muskelstimulation, auch Hochtontherapie) oder nach Schlaganfällen Anwendung. Letztlich lassen sich auch spastische Lähmungen, Morbus Parkinson oder Inkontinenz behandeln.
Das alles benötigt Zeit. Um die Effekte der Elektrotherapie vollständig ausschöpfen zu können, ist also Geduld gefragt. Da ein guter Behandlungserfolg an eine regelmäßige Anwendung geknüpft ist, erfolgt die Therapie nicht nur in physikalischen Instituten oder Reha-Einrichtungen, sondern auch in Form einer Heimbehandlung. Die Betroffenen bekommen Geräte für die eigenen vier Wände zur Verfügung gestellt.

Mehr Mukis durch Strom statt Schweiß?

Auch abseits der physikalischen Institute hat die Anwendung elektrischer Energie in den letzten Jahren Einzug gehalten: In so manchem Fitness-Center wird die Elektromyostimulation (EMS) angeboten, bei dem die Muskeln durch niederfrequenten Reizstrom stimuliert werden. Ein 20 Minuten Training soll ein 90-minütiges Workout ersetzen.

Moderation und Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Haben Sie positive Erfahrungen mit elektrotherapeutischen Methoden gemacht?

Hat Ihnen die Heimtherapie gegen Schmerzen geholfen?

Empfinden Sie die Anwendungen als angenehm oder störend?

Ist bei Ihnen schon die Hochfrequenztherapie angewendet worden?

Werden Sie auf die Angebote Ihrer Meinung nach ausreichend hingewiesen?

Service

Studiogäste im Funkhaus Wien:

Dr. Peter Biowski
Facharzt für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation
Severingasse 8
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/4092719
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Univ.-Prof. Dr. Michael Quittan
Facharzt für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation
Vorstand des Instituts für Physikalische Medizin und Rehabilitation des KFJ Spitals
Rehab Hietzing
Mantlergasse 34-36/4/7
1130 Wien
Tel.: +43/1/8761468
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Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Österreichische Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation
Fachtag Elektrotherapie, 26. September 2019
Bundesverband der PhysiotherapeutInnen
Österreichischer Berufsverband der Heilmasseure und medizinischen Masseure Österreichs
Deutsche Schmerzgesellschaft e.v.
Formen der Elektrotherapie (Netdoktor)

Buch-Tipps:

Frank-Peter Bossert, Klaus Vogedes, "Elektrotherapie, Licht- und Strahlentherapie: Grundlagen für Physiotherapeuten und Masseure", Urban&Fischer 2013

Doctor Jo, "Maximum Pain Relief with Your Tens Unit", Ulysses 2019

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