Mirga Grazinyte-Tyla und das Orchester

CBSO/BENJAMIN EALOVEGA

Das Ö1 Konzert

Altbewährte Novitäten

City of Birmingham Symphony Orchestra, Dirigentin: Mirga Grazinyte-Tyla; Sheku Kanneh-Mason, Violoncello.
Dorothy Howell: Lamia Edward Elgar: Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85 Mieczyslaw Weinberg: Symphonie Nr. 3 h-Moll op. 45 (aufgenommen am 22. August in der Royal Albert Hall, London im Rahmen der "Proms 2019"). Präsentation: Peter Kislinger

Das City of Birmingham Symphony Orchestra gastierte bei seinem Proms-Gastspiel unter der Leitung seiner Chefdirigentin Mirga Grazinyte-Tyla mit Werken, die einem der Grundzüge des vor 150 Jahren geborenen Gründers der seit 1895 bestehenden Londoner Promenade Concerts, kurz: Proms, verpflichtet war: Altbewährtes neben "novelties". Was galt als Novität? Das Werk durfte noch nie in Großbritannien, London oder bei den Proms gespielt worden sein.


Dorothy Howell und Edward Elgar

Das Konzert begann mit einer "Henry Wood Novelty"-Reminiszenz. Vor 100 Jahren hatte Henry Wood die Uraufführung der Tondichtung "Lamia" von Dorothy Howell dirigiert. Der Kompositionslehrer der 20-Jährigen hatte sie ermutigt, die Partitur Henry Wood zu schicken, der so beeindruckt war, dass er "Lamia" für die Proms programmierte. Im selben Jahr begann Edward Elgar mit der Arbeit an seinem Cellokonzert, das im 46. Konzert dieser 125. Proms-Saison der neue Publikumsliebling der Prommers spielte: der 20-jährige Sheku Kanneh-Mason. Übrigens: 1971, nach ihrer Pensionierung am Royal College of Music in London, lebte Dorothy Howell in Malvern und pflegte für die Elgar Society Elgars Grab. Als sie 1982 verstarb, wurde sie unweit von Elgar am Friedhof St Wulstan's Church in Malvern begraben.


Weinbergs Versuch einer "volksnahen" Symphonie

Die aus Litauen gebürtige Grazinyte-Tyla setzt sich einigen Jahren für den "Sowjetischen Komponisten" Mieczyslaw Weinberg ein. Der vor 100 Jahren in Polen Geborene arbeitete an seiner 3. Symphonie von 1949-1950 und revidierte sie für die Uraufführung 1959. Die Erstfassung war mit der repressiven sowjetischen Kulturpolitik ("Schdanowschtschina"), der nach dem Tod Andrei Schdanows 1948 immer noch gültigen "Schdanow Doktrin", in Konflikt geraten. Unter Androhung von Verfolgung wurde Kunstschaffenden "volksnahe" Kunst abverlangt. Dass Weinberg den 1. Satz seiner 3. Symphonie "optimistisch" und pastoral mit Anklängen an ein weißrussisches Volkslied begann, nutzte wenig, denn die Uraufführung wurde mit der offiziellen Begründung abgesagt, der Komponist habe "Fehler entdeckt, die er zu korrigieren wünschte." Anstelle des langsamen 2. Satzes stellte Weinberg nun den ursprünglichen 3. Satz, ein Allegro giocoso-Scherzo mit einem Polnischen Volkslied. Der finale Allegro vivace-Satz setzt heroisch, ja martialisch ein, aber ähnlich wie Prokofjew, Schostakowitsch und andere Komponisten der Sowjet-Ära gelingt es Weinberg, diese Stimmung listig zu unterlaufen.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Dorothy Howell / 1898 - 1982
Titel: Lamia - Symphonische Dichtung (1919)
Orchester: City of Birmingham Symphony Orchestra
Leitung: MirgaGrazinyte-Tyla
Länge: 15:00 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Edward Elgar/1857 - 1934
Titel: Konzert für Violoncello und Orchester in e-moll op.85
* Adagio; Moderato - 1.Satz; Lento; Allegro molto - 2.Satz
* Adagio - 3.Satz
* Allegro - 4.Satz
Cellokonzert
Solist/Solistin: ShekuKanneh-Mason / Violoncello
Orchester: City of Birmingham Symphony Orchestra
Leitung: MirgaGrazinyte-Tyla
Länge: 28:20 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Mieczyslaw Weinberg / 1919 - 1996
Titel: Symphonie Nr.3 h-moll op. 45 (1950 / 1959)
* Allegro - 1. Satz
* Allegro giocoso - 2. Satz
* Adagio - 3. Satz
* Allegro vivace - 4. Satz
Orchester: City of Birmingham Symphony Orchestra
Leitung: Mirga Grazinyte-Tyla
Länge: 33:50 min
Label: EBU

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