Beethoven-Statue

AFP/INA FASSBENDER

Radiokolleg - Die Ikone Beethoven

Rezeption eines Genies (2). Gestaltung: Andreas Maurer

Wie wird man zur Legende?

Bereits zu Lebzeiten trugen die neuen Allgemeinen Musikzeitungen zur medialen Inszenierung Ludwig van Beethovens bei, machten ihn zum Genie, Revolutionär und Zauberer in Personalunion. Schnell schien das vorherrschende Vokabular auf diesen Prototypen des romantischen Künstlers nicht mehr anwendbar, die Musikkritik musste sich einer neuen Sprache bedienen:

E.T.A. Hoffmann hörte in der 5. Sinfonie etwa jene "unendliche Sehnsucht, die das Wesen der Romantik sei", für Friedrich Nietzsche war die Neunte ein "Evangelium der Weltenharmonie".

Neben Testament und Totenmaske trugen auch musikfremde Medien wie Literatur und bildende Kunst zur Ikonenbildung bei. Denn: wurde Beethoven anfangs noch als fühlender Mensch beschrieben, erhob man ihn gegen Ende des Jahrhunderts zum unantastbaren Gott, wie etwa mit der übermenschlichen Beethovenstatue Max Klingers (Wiener Secession 1902).

Die Folge: eine Nationalisierung des Komponisten. Man errichtete ihm zu Ehren Denkmäler und feierte Volksfeste. Kanonisiert und monumentalisiert wurde der Musiktitan im Dritten Reich als Speerspitze in den Kampf um die "wahre Musik" ins Feld geführt und ungleich häufiger gespielt als andere deutsche Komponisten - vielleicht bis heute.

Kann man Ludwig van Beethoven also überhaupt noch objektiv betrachten? Siegt nicht Deutung über Dokument? Fehlt der kritische Abstand für ein zeitgemäßes Beethoven-Bild?
Andreas Maurer hat sich mit der Medienrezeption und der monumentalen Erinnerungskultur die Ludwig van Beethoven bis heute zum weltübergreifenden Mythos machen beschäftigt.

Service

Hans Volkmann: Beethovendramen. In: Die Musik Jhg. 5, Quartal 1, Bd. 17 | Heft 4 : V. Jahr 1905/1906

Angelika Corbineau-Hoffmann: Testament und Totenmaske: der literarische Mythos des Ludwig van Beethoven. (Weidmannsche Hildesheim, 2000)

Elvira Seiwert: Beethoven Szenarien. Thomas Manns "Doktor Faustus" und Adornos Beethoven-Projekt. (Springer, 1995)

Berenike Schröder: Monumentale Erinnerung - ästhetische Erneuerung: Beethovenrezeption und die und die Ästhetik der Intermedialität in den Schriften der Neudeutschen Schule. (V&R Unipress, 2012)





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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: Symphonie Nr.5 c-Moll op.67 "Schicksalssymphonie"
* Allegro con brio /1.Satz
Sinfonie
Orchester: Münchner Philharmoniker
Leitung: Rudolf Kempe
Länge: 08:12 min
Label: EMI CDZ 2521152

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: Sonate für Klavier und Violine Nr.5 in F-Dur op.24
* Rondo. Allegro ma non troppo - 4.Satz (00:06:11)
Violinsonate
Populartitel: Frühlingsonate
Solist/Solistin: Maxim Vengerov /Violine
Solist/Solistin: Itamar Golan /Klavier
Länge: 06:19 min
Label: Teldec 9031 763492

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: Sonate für Klavier und Violine Nr.5 in F-Dur op.24
* Allegro - 1.Satz (00:09:01)
Violinsonate
Populartitel: Frühlingsonate
Solist/Solistin: Maxim Vengerov /Violine
Solist/Solistin: Itamar Golan /Klavier
Länge: 09:03 min
Label: Teldec 9031 763492

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