Linz 1945: 3 US-Soldaten vor den Herman-Göring-Werken

AP/FRANK NOEL

Radiokolleg - Die frühen Jahre der Zweiten Republik

Anfänge & Aufbrüche in Österreich nach 1945 (3). Gestaltung: Michael Liensberger & Robert Weichinger

Vor der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen bei Linz am 5. Mai 1945 durch amerikanische Truppen wurde am 27. April die "Unabhängigkeitserklärung" von Vertretern der Sozialdemokratischen Partei, der Volkspartei und der Kommunistischen Partei in Wien unterzeichnet und eine provisorische österreichische Staatsregierung unter Karl Renner gebildet. Die Regierung Renner wurde von den Alliierten im Oktober 1945 anerkannt, am 25. November fanden die ersten Nationalratswahlen der Zweiten Republik statt.

Es ist nach den Jahren der Diktatur der Beginn eines neuen Parlamentarismus auf demokratischer Grundlage. Nach der massiven Not in den ersten Nachkriegsjahren vollzog sich ab 1948 schrittweise ein wirtschaftlicher Aufschwung mit umfangreichen Geld- und Hilfsmitteln aus den USA (European Recovery Programms, bzw. Marshall-Plan, benannt nach dem US-Außenminister George Marshall). Österreich erhielt die Marshallplan-Hilfe vor allem in Form von Waren, die in Österreich verkauft wurden. Die Einnahmen aus diesen Verkäufen wurden auf Sonderkonten veranlagt. Aus diesen Mitteln wurden Kredite an österreichische Wirtschaftsunternehmen vergeben.

Ganz uneigennützig geschah das jedoch nicht. Der Marshallplan sollte Westeuropa gegen den Ostblock stabilisieren, die Marktwirtschaft sollte sich als erfolgreicheres Modell gegenüber der Planwirtschaft erweisen.
Ein weiterer Aufbruch der frühen Jahre ist durch die Verstaatlichung der VOEST markiert. Am 5. Mai 1945 erreichen US-Einheiten Linz. Die Linzer Werke werden als "deutsches Eigentum" beschlagnahmt und in Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke AG (VÖEST) umbenannt. Es gab heftige Auseinandersetzungen um das Weiterbestehen der Werke. Auch ein Abriss wurde diskutiert.
Schließlich fällt die Entscheidung zugunsten der Fortführung der Stahlerzeugung in Linz. Am 26. Juli 1946 wird die VÖEST verstaatlicht, 1947 wird der erste Hochofen nach Ende des Krieges wieder angeblasen.
Einen Anfang nach Kriegsende ist durch das Kapitel einer neuen Gesprächsbereitschaft gekennzeichnet. Um den sozialen Frieden zu sichern, entsteht ab 1946 das System der Sozialpartnerschaft.
Und auch die Presselandschaft begann sich allmählich wieder zu beleben. Am 28.April brachte das "Neue Österreich", bewilligt und überwacht von den vier alliierten Besatzungsmächten, die Proklamation von der Unabhängigkeit Österreichs mit der Schlagzeile: "Es lebe die Republik Österreich!"

Service

Michael Gehler/ Erich Lessing: Von der Befreiung zur Freiheit (Tyrolia)

Peter Berger: Kurze Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert (facultas)

Tony Judt: Geschichte Europas (Hanser)

Oliver Rathkolb: Die paradoxe Republik (Zsolnay)

Österreichische Mediengeschichte, Band 2
Von Massenmeiden zu sozialen Medien (1918 bis heute)
Hg.: Matthias Karmasin · Christian Oggolder


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