Der Fotograf inszeniert hier die Gleichzeitigkeit von Gewalt und Alltag 1945. Kinderwagen und Panzer sind aber auch Symbole für die Überwindung des Kriegs und den Neubeginn.

ÖNB/OTTO CROY

Gedanken für den Tag

Monika Sommer über Ceija Stojka

"Leben nach dem Krieg" - 75 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs
von Monika Sommer, Historikerin und Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich

Diese Woche liegt zwischen zwei sehr entscheidenden Jahrestagen in der Geschichte der Zweiten Republik, nämlich dem 27. April mit der Unabhängigkeitserklärung Österreichs und dem 8. Mai 1945 mit der Kapitulation des Deutschen Reiches. Diese historischen Zäsuren jähren sich dieser Tage zum 75. Mal. Das Haus der Geschichte Österreich hat diesem besonderen Jubiläum einen aktuellen digitalen Schwerpunkt gewidmet. Ich möchte die Gedanken für den Tag nutzen, um an Persönlichkeiten zu erinnern, die das Kriegsende erlebt und die Zweite Republik geprägt haben.

Ceija Stojka (1933 - 2013) war eine herausragende österreichische Romnija und Künstlerin, die während des NS-Terrors mehrere Konzentrations- und Vernichtungslager überlebt hat. 1943 ist Stojka zusammen mit ihrer Familie in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Im Jahr darauf sind ihre Mutter, ihre Schwester und sie selbst nach Ravensbrück verschleppt worden, 1945 hat sie die Befreiung im Lager Bergen-Belsen erlebt.

Etwa 500.000 Romnija und Roma, sowie Sinti sind in ganz Europa in Konzentrations- und Vernichtungslagern getötet worden. Erst 1988 ist in Österreich dieser Genozid offiziell anerkannt und im Opferfürsorgegesetz verankert worden. Ceija Stojka war eine der ersten, die ab 1980 von den NS-Verbrechen an den Roma erzählt hat und das lange Schweigen gebrochen hat.

Ich stelle mir vor, dass eine unglaubliche Kraft notwendig sein muss, um über Erfahrungen aus den Konzentrationslagern zu sprechen. In unzähligen Lesungen und Workshops hat Ceija Stojka von den leidvollen Erfahrungen ihrer Familie während des NS-Terrors berichtet. Für uns im Haus der Geschichte Österreich ist es daher besonders wichtig, vom Leben und Wirken dieser Pionierin zu erzählen. In unserer Dauerausstellung dürfen wir ein Objekt aus der Familie Ceija Stojkas zeigen, das mich sehr bewegt.

"auschwitz ist mein mantel, / bergen-belsen mein kleid / und ravensbrück mein unterhemd. / wovor soll ich mich fürchten?", hat Stojka gesagt. SchülerInnen einer Kooperativen Mittelschule in Wien-Währing haben 2010 nach einem Workshop mit Ceija Stojka einen Wendemantel für sie gestaltetet. Auf der Außenseite befinden sich bildhafte Elemente angebracht, die für die Künstlerin Symbolkraft und persönlichen Erinnerungswert besaßen. Die Innenseite zeigt unter anderem Porträts der Schüler/innen. Für mich ist der von den Schüler/innen gestaltete Schutzmantel ein Zeichen dafür, dass die jungen Leute verstanden haben, dass Antisemitismus und Antiziganismus in der österreichischen Gesellschaft keinen Platz haben dürfen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Robert Schumann/1810 - 1856
Bearbeiter/Bearbeiterin: Fritz Kreisler/1875 - 1962
Album: Encores Itzhak Perlman
Titel: Romanze für Violine und Klavier in A-Dur op.94 Nr.2
Solist/Solistin: Itzhak Perlman /Violine
Solist/Solistin: Samuel Sanders /Klavier
Länge: 04:08 min
Label: EMI CDC 7495142

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