Der Fotograf inszeniert hier die Gleichzeitigkeit von Gewalt und Alltag 1945. Kinderwagen und Panzer sind aber auch Symbole für die Überwindung des Kriegs und den Neubeginn.

ÖNB/OTTO CROY

Gedanken für den Tag

Monika Sommer über Simon Wiesenthal

"Leben nach dem Krieg" - 75 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs
von Monika Sommer, Historikerin und Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich

Am 5. Mai 1945 befreiten amerikanische Truppen das Konzentrationslager Mauthausen und beendeten das Martyrium der Insassinnen und Insassen. Unter ihnen ist der in Galizien geborene Simon Wiesenthal.

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 als Jude in Lemberg verhaftet, ist er in zwölf verschiedene Konzentrationslager verschleppt worden. Seine ganze Familie ist im Holocaust umgekommen, einzig und allein seine Frau findet er wieder. Wiesenthal ist einer der wenigen Pioniere der Holocaustforschung in Österreich gewesen. Bereits unmittelbar nach Kriegsende 1945 ist er mit US-amerikanischen Behörden in Kontakt getreten und hat ihnen eine lange Liste mit Namen von nationalsozialistischen Verbrechern ausgehändigt.

Selbstständig hat Wiesenthal daran gearbeitet, NS-Verbrecher aufzuspüren und beharrlich Beweismittel zu sammeln - die österreichischen Behörden haben ihn dabei kaum unterstützt. Dennoch hat seine Arbeit ermöglicht, dass zahlreiche Verantwortliche vor Gericht gestellt werden konnten, darunter Adolf Eichmann, Franz Stangl und Franz Murer.

Wiesenthal ist aufgrund seiner Arbeit immer wieder starker Kritik und auch antisemitischen Angriffen ausgesetzt gewesen. Briefe mit diffamierenden Anschriften sind ihm trotz fehlender Adresse durch die Post zugestellt worden. Bei uns im Haus der Geschichte Österreich befindet sich ein antisemitisches Schreiben mit einem angehängten Notenblatt eines SA-Liedes. Außerdem stellen wir seine Aktentasche aus, die zum Symbol für seine akribische Arbeit wurde. Diese kulturhistorischen Artefakte zeugen davon, dass der Antisemitismus auch nach dem Kriegsende virulent geblieben ist.

Sobald das Haus der Geschichte Österreich am Wiener Heldenplatz wieder geöffnet haben wird, zeigen wir die vom Haus der Wannseekonferenz konzipierte Ausstellung "Verfolgen und Aufklären: Die erste Generation der Holocaustforschung". Sie kommt auf Anregung des Vienna Wiesenthal Instituts nach Wien und setzt 20 Pionierinnen und Pionieren der Holocaustforschung, darunter Simon Wiesenthal, ein Denkmal. Simon Wiesenthal selbst hat gesagt: "Wir, die Überlebenden, sind nicht nur den Toten verpflichtet, sondern auch den kommenden Generationen: Wir müssen unsere Erfahrungen an sie weitergeben, damit sie daraus lernen können. Information ist Abwehr."

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Dmitrij Jakovlevich Pokrass
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Hirsch Glik/1922-1944
Gesamttitel: "ENTARTETE MUSIK": WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND - EIN GEDENKKONZERT / DAS SINFONIEORCHESTER DER ROBERT SCHUMANN HOCHSCHULE & DIE TOTEN HOSEN
Titel: Sog nit kejnmal/live
Solist/Solistin: Susanne Storck /Gesang
Orchester: Sinfonieorchester der Robert Schumann Hochschule
Leitung: Rüdiger Bohn
Länge: 02:54 min
Label: JPF/Warner Music 5245015020 (D

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