Josef Bauer

APA/MATTHIAS LAUBER

Radiokolleg - Positionen in der Kunst

Jakob Lena Knebl, Hermann Nitsch, Josef Bauer, Ai Wei Wei (3). Gestaltung: Thomas Mießgang, Christine Scheucher

Wie verändert Kunst unsere Sicht auf die Welt? Wie interagieren Künstler/innen mit der Welt? Was sind die künstlerischen Ausdrucksformen des 20. und 21. Jahrhunderts? Positionen in der Kunst ist eine Sammlung an Positionen, genreübergreifend und ihrer Zeit voraus.

Josef Bauer - Taktile Poesie
Wenn man eine Ausstellung von Josef Bauer besucht, hat man oft den Eindruck eine Group Show von österreichischen Künstlern zu sehen: Manche der witzig-irritierenden Versuchsanordnungen erinnern an die "One Minute Sculptures" von Erwin Wurm; seine Plastiken, die berührt werden dürfen und denen er den Namen "Körpernahe Formen" gibt wiederum lassen an die "Passstücke" von Franz West denken - nur, dass die Arbeiten von Bauer Jahre, oft sogar Jahrzehnte vor den berühmteren Werken entstanden sind.

Der 1934 in Wels geborene Kunst-Visionär hat, durchaus in Verbindung mit anderen Neuerern und Bilderstürmern wie den Poeten und Performance-Künstlern der Wiener Gruppe oder den Vertretern der Konkreten Poesie ein umfangreiches und diverses Werk geschaffen, das zu Unrecht erst in den letzten Jahren über eingeweihte Zirkel hinaus Aufsehen erregt. Nicht zuletzt durch eine große Retrospektive im Belvedere im Jahr 2019, die zeigte, dass Scherz, Satire und Ironie durchaus mit jener tieferen Bedeutung einhergehen können, die der Konzeptkunst oft zugeschrieben wird.

Josef Bauer, der sein ganzes Berufsleben lang als Beamter gearbeitet hat und die Kunst nur in seiner Freizeit verfertigte, verstand und versteht seine avantgardistischen Bild- und Sprachspiele als medienkünstlerische und medienkritische Auseinandersetzung mit einer gesellschaftspolitischen Wirklichkeit, die ihm befragungswürdig erscheint. Seine Installationen, Gemälde, Objekte und Performancefotografien kreisen stets um die Frage, was mit Kunst auf welche Weise und zu welchem Zweck artikuliert werden kann.

Josef Bauer, der schon als Kind mit den Verbrechen des NS-Regimes konfrontiert war, hat sein Leben und seine Kunst im Anschluss an die Sprachphilosophie Ludwig Wittgensteins der kritischen Durchdringung dessen, was der Fall ist gewidmet und zu diesem Zweck eine "Sprache im Raum" geschaffen, in der Bild und Text auf unterschiedlichste Weise zusammengefügt werden können, und oft in ein paradoxes Verhältnis gesetzt werden. Das komplexe und dezidiert politisch gedachte Programm, das Bauer im Laufe der Jahrzehnte entfalten wird, manifestiert sich schon in seinen allerersten Arbeiten: Zwei Porträts zeigen einen Soldaten sowie einen KZ-Inhaftierten. "Eigentlich wollte ich Rosen malen," sagte der Künstler in einem Interview "aber plötzlich waren diese Gesichter da."

Gestaltung: Thomas Miessgang
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