Blomstedt, FRSO, Haydn und Brahms

3. Juni 2020, 14:05

Das Finnische Radio-Symphonieorchester spielte am 8. September 2019 im Music Centre Helsinki unter der Leitung des schwedischen, bald 93-jährigen Dirigenten Herbert Blomstedt zwei Symphonien in D-Dur: die 104. Symphonie Joseph Haydns und die 2. von Johannes Brahms.

Nur in England möglich?

"Die 12., die ich in England komponieret", schrieb Haydn 1795 auf die Titelseite der Partitur seiner Symphonie, die Haydns Abschied von der Gattung werden sollte. Nicht mehr für den berühmten Impresario Solomon war sie entstanden, sondern für Giovanni Battista Viotti. Dieser organisierte "operaconcerts" auf derBühne des "King'sTheatre" am Londoner Haymarket. Die Orchestergröße bei der Uraufführung betrug beachtliche 60 Mann.
Haydns Jahrespension beim Fürsten Esterházy hatte 1000 Gulden betragen. Für diese Symphonie allein bekam Haydn das Vierfache an Honorar. Haydns Kommentar: "So etwas ist nur in England möglich." 4000 Gulden könnten etwa dem Kaufwert von heutigen 80.000 Euro entsprechen. Allerdings beginnt die Umrechnungstabelle der Österreichischen Nationalbank erst 1820.

Yleisradion orkesteri

Das Radio-Symphonieorchester des Finnischen Rundfunks geht auf das Radio-Orchester des Jahres 1927 zurück. Das waren damals 12 Musiker. Die heutige Symphonierorchesterdimension nahm es in den 1960er Jahren an. Chefdirigenten waren Toivo Haapanen, Nils-Eric Fougstedt, Paavo Berglund, Okko Kamu, Leif Segerstam, Jukka-Pekka Saraste und Sakari Oramo. Mit Beginn der Saison 2021/22 übergibt Hannu Lintu, der derzeitige künstlerische Leiter, an den 37-jährigen Briten Nicholas Collon. Er wird der erste nicht-finnische Chefdirigent des RSO Finnland sein. Alle Konzerte des Orchesters werden direkt auf Yle Areena online gestreamt und auf Radio 1 übertragen, aufgezeichnet und sind später auf Yle Teema, dem Kanal für Kultur, Bildung und Wissenschaft bzw. auf TV 1 zu sehen. Manche Sendungen sind zwei Wochen verfügbar, manche länger. So ist Martin Grubinger ist mit dem Schlagwerkkonzert von Kalevi Aho seit November 2017 online. Das Orchester residiert im Musikkitalo, im Musikhaus Helsinki, in unmittelbarer Nachbarschaft des Reichstags und der spektakulären Stadtbibliothek. Vom Music Centre, so der offizielle englische Name, hat man einen Blick auf dieTöölönlahti, die Töölönbucht, ein See inmitten Stadt.

Symphonie mit Trauerrand?

An einem See arbeitete während der Sommermonate 1877 Brahms an seiner 2. Symphonie, am Wörthersee. Seinen Verleger warnte er, die neue Symphonie sei "so melancholisch, daß Sie es nicht aushalten. Ich habe noch nie so was Trauriges, Molliges geschrieben: die Partitur muß mit Trauerrand erscheinen." Das war mit mehr als einer Prise Ironie geschrieben. Das Werk wird oft als die Pastoral-Symphonie von Brahms aufgefasst. Heller und freundlicher ist sie als seine anderen drei Symphonien. Sie beginnt und endet in Dur. Dunklere Stimmungen sind aber nicht zu überhören.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger