Danielle Spera

APA/GEORG HOCHMUTH

Gedanken für den Tag

Danielle Spera über die jüdischen Protagonisten der Salzburger Festspiele

"Jedermanns Juden". Die Direktorin des Jüdischen Museum Wien, Danielle Spera, erzählt über jüdische Protagonist/innen in der hundertjährigen Geschichte der Salzburger Festspiele

Die Gründung und Jugendjahre der Salzburger Festspiele gehen eng mit der Vision und dem gemeinsamen Schaffen von Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal einher. Der "Traum von großer Magie", wie Hofmannsthal es nannte, einte die beiden Männer, die aus jüdischen Familien stammten und unterschiedlich damit umgingen.

Max Reinhardt beging mit seinen Eltern in guter Tradition die hohen jüdischen Feiertage, gleichzeitig bewunderte er den katholischen Ritus. Seine persönliche Freundschaft mit dem Salzburger Erzbischof trug wesentlich zur Realisierung der Festspiele bei.

Hugo von Hofmannsthal, dessen Familie von dem wichtigen jüdischen Hoffaktor Isaak Löw Hofmann abstammte, wollte im Sinne einer katholischen Erneuerung den Geist des alten Österreichs vor der Barockkulisse Salzburgs neu erstehen lassen. Hofmannsthal fühlte sich im Christentum verortet, wurde aber genau wie Max Reinhardt antisemitisch attackiert. Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten mit der Jedermann-Aufführung den Domplatz entweiht.

Als 1922 der Posten des Präsidenten der Festspielhausgemeinde vakant war, schrieb Hofmannsthal an Richard Strauss: "Reinhardt zum Präsidenten nehmen diese Spießbürger nie. Sie hassen ihn, hassen ihn drei- und vierfach, als Juden, als Schlossherrn, als Künstler und einsamen Menschen, den sie nicht begreifen." Die Ablehnung, die ihnen in Salzburg entgegenschlug, ging ihnen durchaus nahe.

Hofmannsthal, der neben vielen Dramen auch Libretti für zahlreiche Opern, vor allem für Richard Strauss verfasste, starb 1929 kurz nach dem Selbstmord seines Sohnes an einem Schlaganfall und wurde in einer Mönchskutte beerdigt. Seine Witwe und die beiden Kinder mussten 1938 aus Österreich flüchten und überlebten in England und in den USA. Max Reinhard starb 1943 im Exil in den USA nach einem Hundebiss an einem Schlaganfall. Ohne Reinhardts und Hofmannsthals Ideen und Leidenschaft, hätte Salzburg vermutlich niemals den Stellenwert einer Weltkulturhauptstadt erreicht, den es bis heute innehat.

Service

Jüdisches Museum Wien: Jedermanns Juden. 100 Jahre Salzburger Festspiele

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Modest Mussorgsky
Album: FESTSPIELDOKUMENTE SALZBURGER FESTSPIELE 1961: 2.SOLISTENKONZERT
* 6. "Samuel" Goldenberg und "Schmuyle" (00:03:28)
Titel: Bilder einer Ausstellung - Suite für Klavier in 10 Teilen nach Bildern von Victor Hartmann
Solist/Solistin: Alexis Weissenberg /Klavier
Länge: 03:28 min
Label: Orfeo C882132B (2 CD)

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