Zerstörtes Beirut

AP/HASSAN AMMAR

Punkt eins

"Im Libanon gibt es keine Normalität"

Wiederaufbau ohne Korruption? Beirut als internationale Herausforderung
Gast: Monika Halkort, Sozialwissenschaftlerin, Libanesisch-Amerikanische Universität in Beirut
Moderation: Johann Kneihs
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Die Explosion im Hafen von Beirut am 4. August hat mindestens 170 Menschen getötet (nach anderen Zahlen über 220) und rund 300.000 Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt obdachlos gemacht. Sie weckt Erinnerungen an die - ebenfalls verheerende - Bombe, die vor 15 Jahren den ehemaligen Regierungschef Rafiq al-Hariri tötete.

Am 7. August, drei Tage nach der Explosion, hätte das Urteil über vier des Attentats von 2005 Angeklagte verkündet werden sollen; viele Menschen im Libanon glauben unter anderem deshalb nicht an einen Unfall. Ihr Zorn richtet sich gegen eine Regierung und staatliche Behörden, die als korrupt, desinteressiert und inkompetent erlebt werden. Schon vor der Explosion war der Alltag im Libanon mühsam und das Leben für viele nicht leistbar.

Die humanitäre Katastrophenhilfe erreicht Betroffene im Libanon derzeit über die UNO und über internationale Organisationen, an staatlichen libanesischen Einrichtungen vorbei. Doch wie soll der Wiederaufbau ohne Beteiligung der Behörden möglich sein? Der libanesische Rat für Entwicklung und Wiederaufbau (CDR), gegründet 1977 zur Zeit des Libanesischen Bürgerkriegs (1975 - 1990), gilt allerdings vielen als hoch korrupt.

Die internationale Gemeinschaft sei gefordert, im Libanon neue Wege zu gehen, sagt Monika Halkort, Sozialwissenschaftlerin an der Libanesisch-Amerikanischen Universität in Beirut - sowohl beim Wiederaufbau wie auch diplomatisch und politisch: Denn ob die Bevölkerung die Regierung und die politischen Strukturen aus eigener Kraft verändern kann, sei zweifelhaft.

Johann Kneihs fragt sie, warum der Libanon - die einstige Schweiz des Nahen Ostens und bedeutendes kulturelles Zentrum der Arabischen Welt - in den 30 Jahren seit dem Bürgerkrieg keine Stabilität erreicht hat und warum die Protestbewegung der Bürgerinnen und Bürger schon in den letzten Jahren sich politisch nicht durchsetzen konnte.

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