Medizin und Gesundheit

Sinn, Unsinn und Risiken von künstlichen Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln


Rund zwei Drittel aller Österreicher greifen gelegentlich oder regelmäßig zu Nahrungsergänzungsmitteln. Ein boomender Markt, der den mehr oder minder gut informierten Konsumenten eine alternative, bzw. komplementäre Behandlungsoption zu den ärztlich verordneten Therapien bietet.

Lock-Down als Verkaufs-Booster

In den vergangenen Monaten sind die Verkaufszahlen aufgrund von Covid-19 zusätzlich angestiegen. Zwischen Jänner und Juni 2020 wurden allein in den österreichischen Apotheken für 5,5 Mio. Packungen im Bereich der Nahrungsergänzung 133 Mio. Euro ausgegeben. So wandern Antioxidantien, sekundäre Pflanzenstoffe, Proteine, Mineralien, Phytoöstrogene, Pseudo- und echte Vitamine über den Ladentisch, ohne jemals verordnet worden zu sein. Schließlich handelt es sich bei Nahrungsergänzungsmitteln auch nicht um Medikamente, sondern um Lebensmittel. In Österreich werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Nahrungsergänzungsmittelverordnung geregelt. Die Substanzen sollen weder ein "Ersatz für eine abwechslungsreiche Kost" sein, noch dürfen krankheitsbezogene Angaben gemacht werden. Also die bunten Pillen gegen bestimmte Leiden angepriesen werden. Dennoch wird durch die Werbung mehr oder minder subtil suggeriert, wovor Kürbiskerne, Rotklee- oder Weinblattextrakte schützen können.

Schlechter als ihr Ruf?

In der Bevölkerung genießen die Produkte einen guten Ruf, handelt es sich doch meist um natürliche Substanzen, die im Gegensatz zu anderen Arzneien aus der Apotheke vermeintlich keine Nebenwirkungen haben. Dem ist aber nicht so.
Denn höher dosierte Vitaminpräparate können durchaus auch unerwünschte Wirkungen haben und auf Dauer möglicherweise auch die Entstehung von Krebserkrankungen begünstigen. So wurde vor einigen Jahren in der Select-Studie ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitamin E und Selen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, an Prostatakarzinom zu erkranken, beobachtet. Dabei sollte gerade dieses Vitamin vor bösartigen Tumoren schützen.
Wie etwa die Folsäure, der ein stabilisierender Einfluss auf die DNA zugeschrieben wird. Welche Dosis bei welchen Vitaminen für eine krebsschützende Wirkung tatsächlich erforderlich ist, sei jedoch nicht bekannt, wie der Krebsforscher Siegfried Knasmüller erklärt.

Kann Ihrer Gesundheit auch schaden!

Diese Tatsache wird von den Erzeugerfirmen geflissentlich verschwiegen. Auf den Verpackungen werden lediglich die vermeintlich gesundheitsförderlichen und leistungssteigernden Effekte beworben. Der Internist Maximilian Ledochowski spricht diesbezüglich gar von einer "Informationsverschmutzung".

In der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors widmen sich Ronny Tekal und seine Gäste zum Abschluss der Sommerserie über Ernährungsfragen nochmals den Vitaminen und Nehrungsergänzungsmitteln.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Nehmen Sie regelmäßig Vitaminpräparate und Co. zu sich?

Schwören Sie auf ein bestimmtes Nahrungsergänzungsmittel?

Glauben Sie, dass die normale Ernährung nicht ausreicht, um den Körper mit Vitaminen und Spurenelementen zu versorgen?

Haben Sie auch schon negative Erfahrungen gemacht?

Service

Sendungsgäste:

Gast im Funkhaus Wien:

Univ.-Dr. Siegfried Knasmüller
Biologe, Chemiker und Krebsforscher
Institut für Krebsforschung
Medizinische Universität Wien
Borschkegasse 8a
1090 Wien
Tel: +43/1/40160 - 57562
E-Mail
Homepage

Gäste am Telefon:

Mag.a Dr.in Manuela Konrad
Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Sporternährung
Diätologin am Institut für Diätologie & Sportwissenschaftliches Labor
FH Joanneum
Kaiser-Franz-Josef-Straße 24
A-8344 Bad Gleichenberg
Tel: +43/316/5453-6774
E-Mail
Homepage

Univ.-Doz. Dr. Maximilian Ledochowski
Facharzt für Innere Medizin und Ernährungsmedizin
Anichstrasse 17
A-6020 Innsbruck
Tel: +43 (0) 512 561350
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Verband der Diätologen Österreichs
Was sind Nahrungsergänzungsmittel (Österreichische Apothekerkammer)
Gesetzliche Beschlüsse zu Nahrungsergänzungsmitteln (BM für Gesundheit und Konsumentenschutz)
Nahrungsergänzungsmittel und Sport (NADA)
Studie Zusammenhang Vitamin E und Prostatakrebs
Die "finnische Raucherstudie": Zusammenhang Beta-Carotin, Vitamin A und Krebs
Die CARET-Studie
Überdosierung Vitaminpräparate
Deutsche Verbraucherzentrale: Klartext zu Nahrungsergänzungsmitteln
Nahrungsergänzungsmittel und Corona
Überdosierung bei Nahrungsergänzungsmitteln
AGES über Nahrungsergänzungsmittel

Buch-Tipps:

Franziska Schweiger & Rainer Haas, "Die Nahrung der Optimisten. Eine Motivstudie zu Nahrungsergänzungsmitteln und Superfood", Springer Gabler 2020

Siegfried Knasmüller, "Krebs und Ernährung", Thieme Verlag 2014

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