Das Kunstwerk "Tanzende Eimer" von Roman Signer.

AP/KEYSTONE/WALTER BIERI

Radiokolleg II

Positionen in der Kunst: Roman Signer

´Ubermorgen`, Erwin Wurm, Roman Signer, Christoph Schlingensief (3). Gestaltung: Thomas Mießgang, Christine Scheucher, Barbara Eder

Sprengstoff und bewegte Bilder - Der Schweizer Bildhauer Roman Signer

Roman Signer, geboren 1938 in Appenzell gehört zu den bekanntesten zeitgenössischen Künstlern in der Schweiz. Über die engen Zirkel der Kunst-Aficionados hinaus populär wurde er vor allem durch Arbeiten mit Sprengstoff, die buchstäblich explosive ästhetische Wirkungen entfalteten: Signer ließ unter großer Lärm- und Rauchentwicklung Skulpturen in die Luft fliegen, er tastete sich entlang brennender Zündschnüre durch die Appenzeller Landschaft bis nach Sankt Gallen und er legte für die Aktion "Im steirischen Wald" auf einem Holzlagerplatz eine Doppelspirale aus Bohrlöchern an, die er in einer ziemlich spektakulären Aktion zur Explosion brachte.

Doch Roman Signer ist nicht an der Sprengung per se interessiert, sondern an den Veränderungen, welche die Explosion auslöst. Deshalb lehnt er die Bezeichnung ´Sprengkünstler` ab: "Das ist ein Missverständnis und eigentlich eine Beleidigung," hat er in Interviews immer wieder klargemacht. Signer verortet sich selbst und seine Kunst in einem erweiterten Skulpturbegriff, den Harald Szeemann in seiner legendären Ausstellung "When Attitudes become Form" 1968 erstmals zur Diskussion gestellt hat: Es geht um eine Neudefinition des Mediums, bei dem Zeit, Beschleunigung, Veränderung und Zufallsprozesse Teil des skulpturalen Prozesses werden und so die Möglichkeiten, Erweiterungen, Begrenzungen und Transformationen des Mediums auf neuartige Weise ausloten.

Dazu zählen Arbeiten wie das "Selbstbildnis aus Gewicht und Fallhöhe" (1972), wo er seine Fußabdrücke in einer mit Ton gefüllten Holzkiste hinterlassen hat. An die Stelle klassischer skulpturaler Materialien treten in Signers Werk Sand, Wasser, Wind und einfache Gebrauchsgegenstände, wie Tische, Stühle, Fässer, Fahrräder, Kajaks oder auch kleine motorisierte Fahrzeuge. In komplexen und sehr präzisen Versuchsanordnungen setzt der Künstler diese Objekte Transformationsvorgängen und explosiven Ereignissen aus und schafft auf diese Weise flüchtige Installationen voller Ästhetik und Poesie.

Aber trotz der Expansion der künstlerischen Methoden versteht sich Roman Signer immer noch als Bildhauer: "Ich habe vielleicht einen anderen Skulpturbegriff, der sich allmählich in meinen Aktionen entwickelt. Ich habe mich dabei immer als Bildhauer verstanden. Es geht immer um Probleme im Raum, das Geschehen im Raum, Zeitabläufe". Da die Arbeiten des Künstlers oft vergänglich sind und sich in kurzen Zeitabläufen vollziehen, ist er dazu übergegangen, sie in Fotoserien, Filmen oder Videoaufnahmen zu dokumentieren. Diese medialen Spiegelungen haben sich über die Jahre neben den vorbereitenden Skizzen und Zeichnungen zu eigenständigen Werksträngen innerhalb des Oeuvres entwickelt.
Gestaltung: Thomas Mießgang

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