Al centro delle cose

14. Oktober 2020, 17:30

Der Ort der Imagination ist das Friaul. Der Dichter Pierluigi Cappello aus Chiusaforte ist einer der berühmtesten friulanischen Lyriker. Er war es, denn er ist 2017 mit nur 50 Jahren an einer schweren Krankheit gestorben. 1976, da war er neun, zählte seine Familie zu den Opfern des schweren Erdbebens, verlor Haus und Gut und viele Freunde. Nach einem Motorradunfall mit 16 saß er im Rollstuhl. Aber Dichter wäre er auch ohne all das geworden, wie er immer wieder betonte.

Nachdem sie bereits mit ihrem letzten Album die Lyrik des Friaul, allen voran die Pasolinis, in musikalische Poesie verwandelten, konzentrieren sich die Sängerin Elsa Martin und der Pianist Stefano Battaglia diesmal nur auf die Worte Cappellos. Die werden quasi in Musik übertragen, Gedichte dekonstruiert und neu in Musik organisiert. Was Martin und Battaglia vermeiden sind Vertonungen, sie versuchen viel mehr, zum Kern der Worte und Töne vorzudringen, sie verwundert zu drehen und wenden.

So ist ein Album entstanden, dessen musikalischen Pfaden man ebenso verwundert folgen kann und in eine lyrische Realität gerät, die einen vom experimentellen Beginn an bannt. Allerdings muss man sich einlassen, damit diese so kargen wie fragilen Welten Einlass gewähren. Denn es geht um nichts weniger als das Zentrum der Dinge, il centro delle cose.

Service

Al centro delle cose Video

Pierluigi Cappello liest dem Autor Eraldo Affinati zwei seiner Gedichte vor, am späten Nachmittag in seinem Haus in Tricesimo am 14. Juni 2009

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Mirjam Jessa