Zwischenruf

Albert Brandstätter über das Berufsleben von Menschen mit Behinderung

"Leben in Fülle". Für viele Menschen mit Behinderung ist das nicht möglich - mehr dazu von Albert Brandstätter, Generalsekretär der Lebenshilfe

Gerade in der Corona-Krise werden Brüche in der Gesellschaft noch sichtbarer, wird deutlicher, dass bestimmte Gruppen ausgegrenzt, benachteiligt oder von Armut bedroht sind.

Eine dieser Gruppen sind Menschen mit Behinderungen, die am 3. Dezember, dem Tag der Menschen mit Behinderungen, besonders im Zentrum gestanden sind. Solche Denk-Tage haben mehrere Aufgaben: Sie erinnern daran, dass Menschen in ihrer Vielfalt mit gleichen Rechten ausgestattet sind. Sie weisen voller Ungeduld auf eine Welt hin, in der sich alle Menschen dazugehörig fühlen können. Und: Es braucht Menschen, die andere unterstützen. Sie sorgen gemeinsam mit ihnen dafür, dass sie alles für das Leben Notwendige erhalten und ihre Fähigkeiten verwirklichen können.

Menschen mit Behinderungen sind schon in sogenannten normalen Zeiten im Arbeitsleben benachteiligt. Jetzt ist das Problem noch massiver. Eine besondere Gruppe ist von vorneherein vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen - Menschen mit intellektuellen Behinderungen, die als arbeitsunfähig etikettiert werden. Sie verbringen ihr Arbeitsleben in sogenannten Werkstätten, arbeiten dort oder in Betrieben fleißig jede Woche 40 Stunden und erhalten dafür ein Taschengeld. Sie können nicht eigenständig sozialversichert sein und einen richtigen Arbeitsvertrag erhalten können. So ist die Gesetzeslage - und das soll sich in Zukunft ändern.

Was sagen Menschen mit Behinderungen selbst dazu? In der Lebenshilfe haben wir Selbstvertreter/innen, also Menschen, die ihre Anliegen in der Organisation und in der Öffentlichkeit selbst vertreten, dazu befragt.

Ein Herr aus Niederösterreich sagt: "Ich brauche Gehalt statt Taschengeld, damit ich mit meinen Freunden Abendessen gehen kann. Ich brauche Gehalt statt Taschengeld, damit ich mir einmal eine eigene Wohnung leisten kann. Ich brauche Gehalt statt Taschengeld, damit ich auf Urlaub fahren kann. Wir sind keine Kinder, darum fordern wir ein richtiges Gehalt!"

Das Taschengeld beträgt oft nur 40 oder 70 Euro - da bleibt nicht viel für die Freuden des Lebens, die man sich selbstständig leisten kann. So sagt eine Selbstvertreterin: "Wenn ich Gehalt bekommen würde, würde ich das Geld für mein Leben verwenden. Ich würde einkaufen gehen - würde mir zum Beispiel neues, schönes, cooles Gewand kaufen."

Das sind keine Träume, sondern ein Auftrag, Neues zu gestalten, Projekte für ein geglücktes Berufs-Leben oder für eine gute Freizeitgestaltung zu entwickeln. Leben in Fülle - so der christliche Begriff dafür. Das wird oftmals nicht ausreichend finanziert, wie zum Beispiel Mitbestimmung durch Selbstvertretung. Hier können auch Spenden helfen. Spenden nicht verstanden als Charity, sondern als ein Investment in eine gute und sinnvolle Veränderung. Licht ins Dunkel ist eine solche Möglichkeit, das Dunkel der Barrieren in den Köpfen zu durchbrechen und Leuchtturm-Projekte zu unterstützen.

Ich kann auch meine Zeit geben und Menschen selbst auf ihrem Weg begleiten oder gute Ideen einbringen - gute Möglichkeiten, in Krisen weiterzukommen.

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Album: Peter Sadlo : Classic Percussion
* Allemande - 2.Satz (00:02:14)
Titel: Suite für Violoncello Nr.1 in G-Dur BWV 1007 / Bearbeitung für Schlagzeug
Solist/Solistin: Peter Sadlo /Schlagzeug
Länge: 02:14 min
Label: Koch CD 310141 H1

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