Medizin und Gesundheit

COVID-19 bei COPD- und Asthma-Erkrankten

Nach wie vor verbreiten sich das SARS-CoV-2-Virus und seine Mutanten in der Bevölkerung, auch wenn mit der Impfung eine Entspannung in Sicht ist. Besonders groß daher die Sorge um die vulnerablen älteren Bevölkerungsgruppen, sowie Personen mit bestimmten Erkrankungen, denen man rasch einen Termin für eine Immunisierung zukommen lassen möchte. Da COVID-19 vor allem die Atemwege betrifft, gilt hier all jenen Menschen besonderes Augenmerk, deren Lungen bereits vorgeschädigt sind.

Erhöhtes Risiko bei Asthma und COPD?

Zwei chronisch entzündliche Atemwegserkrankungen rauben bekanntlich auch in Nicht-Pandemiezeiten den Betroffenen den Atem: COPD und Asthma bronchiale. Rund zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung haben mit einer der beiden Erkrankungen zu kämpfen. Während Asthma bereits in jungem Lebensalter auftreten kann, steigt die Wahrscheinlichkeit, eine chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) zu bekommen mit zunehmendem Alter an. Als Risikofaktoren gelten vor allem das Rauchen und Umweltgifte, die im Laufe des Lebens die kleinen Luftwege zerstören und die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigen. Dennoch haben diese Gruppen kein erhöhtes Risiko, an COVID-19 zu erkranken, wie der Pneumologe Wolfgang Pohl betont. Insofern sei es auch wichtig, die laufende immunmodulierende Therapie, die die Entzündungsprozesse unterdrückt und damit auch die Immunabwehr beeinträchtigt, nicht abzusetzen. Da ein stark vorgeschädigtes Lungengewebe eine bereits eingetretene Infektion mit SARS-CoV-2 nicht so leicht wegstecken kann, finden sich in den Empfehlungen des nationalen Impfgremiums Personen mit COPD (ab GOLD-Stadium 3) ganz vorne auf der Warteliste.

Neue Therapieansätze

Zwar handelt es sich bei den beiden chronisch-entzündlichen Geschehen um zwei unterschiedliche Erkrankungsbilder, dennoch gibt es Überschneidungen. Auch die Therapie ist in vielen Fällen ähnlich. Denn es geht erstens darum, mit bronchienerweiternden Medikamenten die Lunge ausreichend zu belüften. Zweitens müssen die Entzündungsprozesse reduziert werden. In den Sprays, die zur Inhalationsbehandlung eingesetzt werden, sind demnach meist Kombinationen der entsprechenden Wirkstoffgruppen vertreten. Moderne Therapieschemata setzen sogar auf Dreifach-Kombinationen mit Kortison als 3. Wirkprinzip in fortgeschrittenen Stadien. Auch gentechnologisch hergestellte Antikörper werden mittlerweile zur Eindämmung der Entzündung eingesetzt.
Ohne eine gesunde Lebensführung und Lungensport, also physiotherapeutisch angeleitete Atemgymnastik, hilft die beste medikamentöse Therapie nur wenig. Ist eine COPD so weit fortgeschritten, dass bestimmte Lungenareale gar nicht mehr belüftet werden, bzw. überbläht sind, so können spezielle Ventile in die Bronchien eingesetzt oder eine krankhaft veränderte Schleimhaut mit Dampf-Ablationstherapie wieder funktionstüchtig gemacht werden. Beide Therapien wurden übrigens jüngst in der Klinik Floridsdorf entwickelt.

Long Covid und Lungen-Reha

Obwohl eine gesunde Lunge eine Infektion mit den Corona-Viren in der Regel besser übersteht, mehren sich die Berichte über eine noch Monate danach bestehende Müdigkeit, Herz- und Konzentrationsprobleme, sowie Husten oder Atemnot. Diese werden als "Long-Covid-" oder auch "Post-Covid-" Syndrom bezeichnet. In Österreich gab es bislang mehr als 400.000 laborbestätigte Fälle von COVID-19 (die Zahl der tatsächlich erkrankten Personen lässt sich daraus nicht ableiten), womit derartige Langzeitschäden künftig wohl zunehmen werden. Mittlerweile finden sich landesweit Angebote zur Lungen-Rehabilitation, die sich auf Personen mit überstandener Corona-Erkrankung spezialisiert haben.

Ronny Tekal spricht in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors mit seinen Gästen über die beiden sehr häufigen großen Lungenerkrankungen und die besondere Sorgfalt, die im Rahmen von Corona hier notwendig ist, damit alle bald wieder so richtig durchatmen können.

Moderation: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Fühlen Sie sich als COPD/Asthma-Betroffene/r als Risikogruppe?

Wie geht es Ihnen mit dem Tragen der FFP2-Masken?

Waren Sie an Covid-19 erkrankt und leiden unter Langzeitfolgen der Atemwege?

Welche Behandlung hat Ihnen bei Ihrer Lungenkrankheit geholfen?

Service

Studiogast im Funkhaus Wien:

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl
Facharzt der Lungenheilkunde
Abteilung für Atmungs- und Lungenerkrankungen
Klinik Hietzing
Leiter des Karl Landsteiner Institute für Experimentelle und Klinische Pneumologie
Lehrbeauftragter an der Sigmund Freud Privatuniversität
Wolkersbergenstraße 1
A-1130 Wien
Tel.: +43/1/80 110 2471
E-Mail
Homepage

Gästin am Telefon:

Univ.-Doz.in Dr.in Sylvia Hartl
Fachärztin der Lungenheilkunde
Leiterin Lungenabteilung
Klinik Penzing
Lehrbeauftragte an der Sigmund Freud Privatuniversität
Baumgartner Höhe 1
A-1140 Wien
Tel.: +43/1/91060/41824
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Österreichische Gesellschaft für Pneumologie
Österreichische Lungenunion (Selbsthilfegruppe)
COPD Austria - Selbsthilfegruppe
COVID-19 und COPD - Video mit Dozentin Sylvia Hartl
COVID-19 und Asthma
Risiko für schweren COVID-19-Verlauf bei chronischen Lungenerkrankungen (Lungeninformationsdienst, D)
Post-COVID-Syndrom (Bayerischer Rundfunk 1/2021)
Rehabilitation für Post-COVID-Patienten
Institut für Lungenforschung und pneumologische Onkologie

Bücher:

Heike Höfler, "Die kleine Atemschule bei COPD und Asthma: Effektive Selbsthilfe zum Aufatmen", Südwest Verlag 2019

Peter Hannemann, "Gut leben mit COPD: Endlich wieder durchatmen", Schlütersche Verlag 2018

Rainer Dierkesmann, "Endlich durchatmen: Wirksame Atemübungen bei Asthma, COPD, Lungenemphysem", Trias 2019

Sendereihe

Gestaltung