Phalaris lässt den Künstler Perilaos in den Bronzestier einschließen (Kupferstich von Pierre Woeiriot, 16. Jahrhundert).

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Ö1 Kunstsonntag: Neue Texte

Gerhard Naujoks über Grenzerfahrungen im Grenzgebiet

"Ö1 Kunstgeschichten": "Der Stier". Von Gerhard Naujoks. Es liest: der Autor. Redaktion: Edith-Ulla Gasser

In seiner "Ö1 Kunstgeschichte" beschreibt der Wiener Autor und Schauspieler Gerhard Naujoks ein antikes Kunstwerk, das zugleich ein Folterinstrument war. Der "Sizilianische Bulle" wurde von Perilaios, einem Erzgießer aus dem Athen der Antike geschaffen. Die überlieferte Geschichte aus dem 6. vorchristlichen Jahrhunderts zeigt, dass den grausamen Erfinder am Ende der eigene Fluch trifft.

Gerhard Naujoks, geboren 1958 in Oberösterreich, lebt in Wien als freier Schauspieler, Autor und Bearbeiter. Naujoks hat davor lange an verschiedenen Bühnenhäusern gespielt, darunter 7 Jahre am Wiener Burgtheater. Als Schauspieler ist er heute vor allem aus Film und Fernsehen bekannt, wo er häufig düsteren und bedrohlichen Charakterrollen Gestalt verleiht. Die Ö1 Hörerinnen und Hörer kennen Gerhard Naujoks als Hörspielautor und -bearbeiter.

Der Autor entdeckte eine Replik des "Sizilianischen Bullen" in einem tschechischen "Foltermuseum", nachdem er ursprünglich eine andere Sehenswürdigkeit hatte besuchen wollen. In seiner "Kunstgeschichte" beschreibt Gerhard Naujoks auch die Ambivalenz zwischen Angezogen- und Abgestoßensein beim Anblick solcher "Kunstwerke". Letztlich ging das Erlebnis in seine eigenen Träume über, und schuf so einen Erkenntnisspielraum für Vorgänge in der historischen Vergangenheit und unserer eigenen Gegenwart.

Service

Gerhard Naujoks, "Der Stier", Manuskript, 2020

Sendereihe

Gestaltung

  • Edith-Ulla Gasser

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