Kathrin Kunkel-Razum

DUDEN

Punkt eins

Gender-Stern, Binnen-I oder Unterstrich

Warum gibt es keine allgemein gültigen Regeln für geschlechtergerechte Sprache?
Gast: Dr. Kathrin Kunkel-Razum, Germanistin, Chefredakteurin des deutschen Duden und Mitglied des Rats für deutsche Rechtschreibung.
Moderation: Elisabeth Scharang.
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
E-Mails an punkteins(at)orf.at

"Das Regelwerk schweigt", kommentiert die Germanistin Kathrin Kunkel-Razum die offizielle Haltung des Rats für deutsche Rechtschreibung, wenn es um geschlechtergerechte Sprache geht. In diesem Rat sind sieben Länder vertreten, in denen Mehr- und Minderheiten der Bevölkerung Deutsch sprechen: neben Deutschland, Österreich und der Schweiz auch Belgien oder Lichtenstein. "Das amtliche Regelwerk für den Gebrauch der deutschen Sprache lässt keine Zeichen wie zum Beispiel den Gender-Stern zu, verbietet ihn aber auch nicht", erklärt Kathrin Kunkel-Razum den regelfreien Raum, in dem wir uns in dieser Frage befinden.

Seit 1999 gehört die deutsche Germanistin und Chefredakteurin des Duden dem Rat für deutsche Rechtschreibung an. In dieser Funktion hat sie bereits einige Wellen des öffentlichen und politischen Diskurses über die Verwendung gendergerechter Sprache miterlebt. Seit der Duden beschlossen hat, das generische Maskulin in seinen Onlineeinträgen zu schwächen, kocht die Debatte um gendergerechte Schreibweise wieder einmal hoch. "Den Shitstorm im Januar hat ausgelöst, dass wir auf Duden-Online, also in unserem großen digitalen Wörterbuch, ungefähr 12.000 Einträge zu weiblichen Personen und Berufsbezeichnungen ausbauen", erklärt Kathrin Kunkel-Razum. "Das heißt, wenn Sie früher nachgesehen haben, was eine Influencerin oder Kellnerin ist, dann stand da: weibliche Form zu Kellner oder Influencer. Das möchten wir ändern."

Warum lösen diese Änderungen im Gebrauch und dem Regelwerk unserer Sprache Aufregung und emotionale Diskussionen aus? Und was bedeutet es in der Praxis, dass es keine klaren Regeln gibt: Kann die Verwendung eines Binnen-I in einem Schulaufsatz oder einer Doktorarbeit als Fehler gewertet werden bzw. wer entscheidet darüber? Wie wird die Diskussion über gendergerechte Sprache geführt, wenn man nach Spanien, Italien, in englischsprachige Länder oder nach Frankreich schaut?Aus Frankreich kam vor Kurzem die Nachricht, dass Bildungsminister Jean-Michel Blanquer die Nutzung der gendergerechten Schriftsprache an Schulen verboten hat. Zur Begründung heißt es in seinem kürzlich in Kraft getretenen Erlass, die "inklusive" Schrift stimme nicht mit den in den Lehrplänen vereinbarten Regeln überein.

Welche Wirkung hat gendergerechte Sprache? Soll es eine einheitliche Regelung für alle Bereiche des öffentlichen Lebens geben? Und wie halten Sie es mit der Verwendung inklusiver Sprache: Doppelpunkt, Sternchen oder nichts davon?

Kathrin Kunkel-Razum ist zu Gast bei Elisabeth Scharang und die Hörer*innen sind wie immer herzlich eingeladen, sich an der Debatte zu beteiligen: Telefonisch unter 0800 22 69 79 - kostenlos aus ganz Österreich - oder schriftlich an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Playlist

Untertitel: Hans-Peter Falkner, Markus Binder
Titel: SU
Ausführende: Attwenger
Länge: 00:27 min
Label: Trikont

Untertitel: B. Fleischmann
Titel: Composure
Ausführende: B. Fleischmann
Länge: 02:56 min
Label: Morr Music

Untertitel: Sigur Ròs
Titel: Untitled #8
Ausführende: Sigur Ròs
Länge: 03:52 min
Label: Fat Cat Bad Taste

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