Ein Mädchen hält einen Hund mit langen Ohren.

AFP/ROBYN BECK

Medizin und Gesundheit

Der eigene Hund macht keinen Lärm - Er bellt nur (Kurt Tucholsky)

Das gilt im übertragenen Sinn ebenso fürs eigene Auto, die Grillparty an der Grundstücksgrenze zum Nachbarn, das von Ö1 übertragene Klassik-Konzert usw.
Das Ohr ist das empfindlichste Sinnesorgan des Menschen. Es registriert jedes Geräusch und leitet es an das Gehirn weiter. Hören lässt sich nicht abschalten, auch nicht in der Nacht. Lärm stellt daher für viele Menschen bei Tag und in der Nacht ein Ärgernis, oft aber auch eine Belastung dar.

Nur eine kurze Zeit der Stille

Die Corona-Pandemie hat die Welt zwar in der ersten Jahreshälfte 2020 ein bisschen stiller gemacht - dennoch: davor und seitdem war/ist Lärm allgegenwärtig und das häufig rund um die Uhr. Donnernde LKWs auf Landstraßen, hupende Autos vor dem Fenster, Flugzeuglärm, Presslufthammer in Baustellen in der Nähe, ein hoher Lärmpegel am Arbeitsplatz, in der Freizeit dröhnende Musik im Ohr, nachts eine Lüftungsanlage vor dem Schlafzimmerfenster.

Menschliches Lärmempfinden ist subjektiv

Was genau unter Lärm verstanden wird, ist individuell verschieden. Das heißt, ein und dasselbe Geräusch wird von Menschen subjektiv unterschiedlich empfunden. Lärm ist also an sich keine physikalische Größe, sondern hängt vom Empfinden des Individuums sowie von sozio-kulturellen Aspekten ab. Unter Lärm wird dementsprechend unerwünschter, störender und belästigender oder schädigender Schall verstanden.

Lärmschutz als wichtige Aufgabe

Das Vermeiden von Lärm und die Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen im öffentlichen Raum sowie am Arbeitsplatz senken diese Risiken und haben daher hohe Priorität. Jedes Frühjahr gibt es sogar einen eigenen "Tag gegen Lärm" - doch der wurde heuer wegen Corona kaum wahrgenommen.

Welche Richtwerte gibt es?

Relevant dafür sind die Einheiten Hertz bzw. Dezibel. Generell gemessen in Hertz gibt die Frequenz die Schwingungen pro Sekunde an, die auf die Ohren treffen. Am empfindlichsten ist das menschliche Gehör für Frequenzen zwischen 3.500 und 4.000 Hertz. Dezibel hingegen ist eine Einheit, die zur Messung von Schallintensität und anderen physikalischen Größen verwendet wird. Ab etwa 100 Dezibel empfindet das menschliche Gehör Geräusche als unangenehm - ab dieser Intensität ist Lärm bereits schädlich. Ab zirka 120 Dezibel ist die Schmerzgrenze erreicht.

Teils irreversible Schädigungen des menschlichen Hörorgans

Lärm kann Menschen krank machen. Er kann das Ohr langfristig und irreversibel schädigen. Ein wesentlicher Faktor für die Gesundheit des Innenohrs ist nicht nur die Intensität, sondern auch die Zeitdauer der Lärmeinwirkung. Kommt es zu einem Verlust des Gehörs aufgrund einer vorübergehenden Lärmbelastung, so können sich die feinen Härchen des Innenohrs in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage von selbst erholen. Dauerhafte Lärmquellen hingegen führen auch zu permanenten Schädigungen und zu chronischer Lärmschwerhörigkeit.

Gesundheitsgefährdend für den gesamten Organismus

Lärm schädigt aber nicht nur das Hörorgan sondern stresst den gesamten Organismus. So kommt es bei chronisch lärmbelasteten Personen zu einer Erhöhung der Muskelspannung, zu einer Verengung der peripheren Blutgefäße sowie zur Erhöhung der Herzfrequenz und des Herzschlagvolumens bei gleichzeitig vermehrter Ausschüttung von Stresshormonen. Dadurch wird der durch Lärm gestresste Körper anfälliger für Schlafstörungen, Kreislauferkrankungen und Bluthochdruck bis hin zum Herzinfarkt. Zudem kann Lärm negative Auswirkungen auf die menschliche Psyche haben.

Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und seine Gäste diskutieren dieses Mal:
Wie genau wirkt sich Lärm auf unsere Ohren aus? Welche Art von Lärm irritiert, stört, macht krank? Und was kann konkret getan werden, um Lärm zu vermeiden?

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung: Mag.a Dr.in Maria Harmer
Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Mag.a Nora Kirchschlager

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Welche Form von Lärm stört Sie am meisten?

Wohnen Sie in einer lärmbelasteten Gegend?

Werden Sie durch Auto-/Transitlärm gestört?

Sind Ihre Nachbarn zu laut?

Hatten Sie jemals einen Gehörsturz?

Weist Ihr Innenohr bereits Schäden auf?

Sind Sie Berufsmusiker/in?

Haben Sie schon einmal jemanden in einem öffentlichen Verkehrsmittel gebeten, er möge leiser oder gar nicht telefonieren?

Wo finden Sie Stille?

Service

Sendungsgast im Funkhaus Wien:

OA Prof. DI Dr. Hans-Peter Hutter
Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie - Schwerpunkt Umweltmedizin
Medizinische Universität Wien
Institut für Umwelthygiene
Kinderspitalgasse 15
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40160/34930
E-Mail
Homepage

Gäste am Telefon:

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner
Leiter Univ. Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten an der Meduni Wien
AKH Wien
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Telefon: 0043 1 40400-33060
E-Mail
Homepage

Dr. Christoph Lechner
Präsident des Österreichischen Arbeitsrings für Lärmbekämpfung
p.A. Amt der Tiroler Landesregierung
Abteilung Emissionen Sicherheitstechnik Anlagen
Herrengasse 1-3
6020 Innsbruck
Tel.: +43(0)512 508 4150
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Umweltbundesamt: Tag gegen Lärm
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie: Lärmschutz für Österreich
Umweltbundesamt: Lärmschutz in Österreich
Österreichischer Arbeitsring für Lärmbekämpfung: Forum Schall
Lärmkarten Österreich
Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus: Richt- und Schwellenwerte
ASFINAG: Verkehrslärm Lärmschutz
Arbeiterkammer: Lärmschutz im Betrieb
AUVA: Gesetzliche Bestimmungen für Lärmbetriebe
Stadt Wien: Veranstaltungs- und Freizeitlärm
Anlaufstellen bei Lärmproblemen
WHO Burden of Disease from Environmental Noise

Sendereihe