Maximilian Kolbe

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Gedanken für den Tag

Rembert Schleicher über Maximilian Kolbe

"Leben für Leben". Der katholische Theologe Rembert Schleicher zeichnet Kolbes Lebensweg bis zur Ermordung in Auschwitz vor 80 Jahren nach

Wie kann man sich der Person des Heiligen Maximilian Kolbe annähern? Es ist sicher viel leichter, ihm auszuweichen, nicht einmal Reliquien gibt es von ihm. Es ist so gekommen, wie er selbst am Ende seines Lebens seinen Mitbrüdern gesagt hat: "Ich möchte mich im Dienst der Unbefleckten bis zur letzten Faser verzehren und verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Möge der Wind meine Asche in alle Windrichtungen verwehen."

Physische Spuren von Pater Kolbe gibt es zwar nicht, aber viele geistige. Für mich ist ein Besuch des Todesbunkers in Auschwitz die beste Möglichkeit einer Begegnung mit ihm. Ich bin überzeugt: Wer die Todeszelle nicht aufsucht, kann Auschwitz nicht verstehen, sofern man Auschwitz überhaupt verstehen kann. Es gibt keine Worte für diesen unfassbaren Ort. Wie das Schweigen dort aushalten?

Die Heiligenbilder in den Kirchen, die Pater Kolbe im gestreiften Sträflingsanzug zeigen, sind mir keine Begegnungshilfe. Ganz im Gegensatz zum Ort des Gedenkens in der Minoritenkirche auf der Alserstraße in Wien. Dort hat der Südtiroler Ernst Degasperi 1973 ein aufwühlendes Sgraffito geschaffen, das zum Schauen und Nachdenken einlädt, mich auch zum Beten.

Mit seinem Spielfilm "Ein Leben für ein Leben" erzählt Krzysztof Zanussi die Geschichte von Pater Maximilian Kolbe aus der Perspektive des geflüchteten Häftlings Jan Tytz, der von Christoph Waltz gespielt wird. Das ist natürlich eine erfundene Figur, denn in der Realität wurde der geflohene Häftling, dessentwegen zehn Mithäftlinge in den Todesbunker mussten, damals tot aufgefunden. Durch den Kunstgriff des Regisseurs wird der Filmtitel "Ein Leben für ein Leben" noch mehrdeutiger. Jan Tytz hat zwar überlebt und geht nach Amerika, wird dort sogar ein erfolgreicher Geschäftsmann, aber er muss mit seiner Schuld zurechtkommen, dass sein Leben so viele andere das Leben gekostet hat. Mehr soll hier gar nicht verraten werden.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wojciech Kilar/1932-2013
Bearbeiter/Bearbeiterin: Wojciech Kilar
Vorlage: Henry James/1843-1916
Gesamttitel: THE PORTRAIT OF A LADY / Original Filmmusik / Ausschnitt
Titel: My life before me
Orchester: Filmorchester
Leitung: Stepan Konicek
Leitung: Nic Raine
Länge: 02:08 min
Label: London 4550812 (Promo)

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