Veronika Prüller-Jagenteufel über Einsamkeit

30. August 2021, 06:56

Maria ist unterwegs. Das Gehen wird langsam beschwerlich, aber einen Stock zu nehmen, kann sie sich noch nicht überwinden. "Ich schaff das noch ohne", sagt sie sich vor. Sie macht ihre Vormittagsrunde durch den Ort. In der Bäckerei kauft Maria jeden Tag etwas ein, eine Kleinigkeit nur. Ihre Tochter meint, dass sie das nicht braucht und dass sie das im Supermarkt billiger bekommt. Aber Maria will einen Grund haben, um in die Bäckerei zu gehen. Die Worte, die sie mit der netten Verkäuferin wechselt, sind oft die einzigen Worte, die sie an einem Tag überhaupt jemandem sagt.

Maria ist eine von den ca. 40 Prozent der Frauen über 60, die in Österreich allein leben. Für sie ist Einsamkeit eine reale Bedrohung, denn diese beschwert nicht nur die Seele, sondern sorgt als Dauerbelastung für eine insgesamte Schwächung der Gesundheit. Auch deswegen wird Einsamkeit immer deutlicher als gesellschaftliches Problem erkannt und bekämpft. Wichtig sind da unter anderem niederschwellige Begegnungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum. Denn die Gefahr ist groß, dass sich Einsame immer weiter zurückziehen, immer seltener aus dem Haus gehen und dann in den wenigen Begegnungen mit anderen unsicherer werden - und erst recht lieber daheimbleiben.

Eine der vielen Maßnahmen gegen die Einsamkeit, die derzeit erprobt werden, sind die Tratschbankerl, die Caritas und Pfarren in Gemeinden in Niederösterreich aufstellen. Maria hat eine solche Bank neulich entdeckt - die hat eine Plakette drauf, auf der steht, dass, wer dasitzt, sich gerne unterhält. Heute traut sich Maria, sich da einfach einmal hinzusetzen. Und tatsächlich, die Frau mit diesem kleinen Hund, die sie schon öfter gesehen hat und die wohl frisch in eine der neuen Wohnungen am Ortsrand eingezogen sein muss, die setzt sich doch glatt zu ihr. Maria mag Hunde nicht, aber ein Gespräch mit der Frau beginnt sie doch

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• Alexandra Mantler