Ein Porträt von Pier Paolo Pasolini hängt in einer Ausstellung

AP/MARKUS SCHREIBER

Gedanken für den Tag

Otto Friedrich über Schuld und Sünde

"Der unbändige Ketzer - Zum 100. Geburtstag von Pier Paolo Pasolini" von Otto Friedrich, Religionsjournalist und Filmkritiker bei der Wochenzeitung "Die Furche"

Christinnen und Christen begehen heute den Aschermittwoch. Asche aufs Haupt streuen ist ein schon in der Bibel bezeugtes Zeichen dafür, Schuld zu bekennen.
Auch Pier Paolo Pasolini, der verketzerte Katholik und Kommunist, geht das Thema Schuld auf der Folie der christlichen Tradition an.
Sein erster Film, "Accattone", transferiert das 1961 in die harte Lebenswelt der Borgate, der römischen Vorstädte, die Pasolini in Romanen wie "Ragazzi di Vita" bereits literarisch verarbeitet hatte. Accattone, ein kleiner Zuhälter, der seine Prostituierte misshandelt, seine Freunde betrügt und sogar seinen Sohn bestiehlt, versucht, um einer Frau willen, sein Leben zu ändern.

"Accattone" ist ein filmischer Schrei nach Erlösung, der mit Handlungszitaten, Ikonografie und Musik (etwa aus Bachs Matthäuspassion) mit der Passionsgeschichte Christi verbunden wird. Das löste im Italien der 1960er einen Skandal aus.
Nur drei Jahre später erzählt "Das 1. Evangelium - Matthäus" die Passion neu. Diesmal bleibt der Skandal aus: Pasolini widmet den Film Papst Johannes XXIII., und für die beim II. Vatikanum versammelten Bischöfe wird eine eigene Vorführung organisiert. Pasolinis "Matthäusevangelium" ist bis heute Prototyp einer Bibelverfilmung, die süditalienische Landschaft der Basilikata, wo er mit Laienschauspielern drehte, gilt als ikonisches Vorbild für Jesusfilme. Die Sicht auf Jesus als Unangepassten, der eine verarmte und verhärmte Welt zum Heil führt, gehört zu Pasolinis prägenden Hinterlassenschaften.
Schuld und Erlösung sind in diesen Filmen präsent. Doch bei Schuld kennt Pasolini keine Kompromisse, wie im Gedicht "An einen Papst", wo er Pius XII. anklagt:

Du wußtest genau: Sündigen heißt nicht, Böses zu tun:
das Gute nicht tun, ist Sünde.
Wieviel Gutes konntest du tun! Und tatest es nicht:
es gab keinen größeren Sünder als dich.

Service

Buch:
A un Papa/An einen Papst. In: Pier Paolo Pasolini: Unter freiem Himmel. Ausgewählte Gedichte. Aus dem Italienischen von Toni und Bettina Kienlechner. Klaus Wagenbach. Berlin, 1982, (S. 71)


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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach 1685 - 1750
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Christian Friedrich Henrici < Picander > 1700 - 1764
Titel: MATTHÄUS PASSION BWV 244 / Gesamtaufnahme / 1.Teil Beginn
* 1. / Nr.1 Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen - Chor /Chorus I/II. O Lamm Gottes unschuldig - Choral /Knabenchor (00:09:21)
UT: Salbung in Bethanien < Matthäus 26, 1-13 >
Leitung: Herbert von Karajan
Orchester: Berliner Philharmoniker
Solist/Solistin: Peter Schreier
Solist/Solistin: Dietrich Fischer Dieskau
Solist/Solistin: Gundula Janowitz
Solist/Solistin: Christa Ludwig
Solist/Solistin: Horst R. Laubenthal
Solist/Solistin: Walter Berry
Solist/Solistin: Anton Diavkov
Solist/Solistin: Michel Schwalbe
Solist/Solistin: Andreas Blau
Solist/Solistin: Johannes Mertens
Solist/Solistin: Lothar Koch
Solist/Solistin: Helmut Schlövogt
Solist/Solistin: Heinrich Kärcher
Solist/Solistin: Gerhard Stempnik
Solist/Solistin: Gerhard Koch
Solist/Solistin: Ottomar Borwitzky
Solist/Solistin: Eberhard Finke
Solist/Solistin: Ottomar Borwitzky
Solist/Solistin: Rainer Zepperitz
Solist/Solistin: Friedrich Witt
Solist/Solistin: Wolfgang Meyer
Solist/Solistin: Horst Göbel
Solist/Solistin: Herbert von Karajan
Chor: Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde Wien
Choreinstudierung: Helmuth Froschauer
Chor: Chor der Deutschen Oper Berlin
Choreinstudierung: Walter Hagen Groll
Chor: Staats und Domchor Berlin
Choreinstudierung: Karl Heinz Kaiser
Länge: 09:21 min
Label: DG 4197892

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