Kinderspielzeug, Rollbahn, Kindergarten

APA/DPA/UWE ANSPACH

Praxis - Religion und Gesellschaft

Kindergärten in der Krise

Los von Moskau: Orthodoxe Abspaltung in der Ukraine +++ "Kindergarten-Milliarde": Elementarpädagogik in der Krise +++ Suizidprävention - Maßnahmen für das Leben +++ Italiens Bischöfe kündigen Missbrauchs-Report an

1. Los von Moskau: Orthodoxe Abspaltung in der Ukraine

Der Krieg stellt auch die Kirchen in der Ukraine auf eine harte Probe. Rund 60 Prozent der Ukrainer:innen bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Da ist auf der einen Seite die eigenständige autokephale orthodoxe Kirche der Ukraine und auf der anderen Seite die ukrainisch-orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats, sie untersteht dem Moskauer Patriarchen Kirill. Doch das soll sich jetzt ändern, wenn es nach der ukrainisch-orthodoxen Kirche geht. Denn diese hat am 27. Mai entschieden, sich vom Moskauer Patriarchat abzuspalten, wegen Kirills Position im Krieg Russlands gegen die Ukraine und seiner Unterstützung für den russischen Präsidenten Vladimir Putin. Patriarch Kirill ist naturgemäß dagegen. Susanne Krischke hat den Ostkirchenexperten Dietmar Winkler um seine Einschätzung gebeten.


2. "Kindergarten-Milliarde": Elementarpädagogik in der Krise

Zu wenig Geld, zu große Gruppen, zu wenig Personal und zu geringe Wertschätzung: die Arbeitsbedingungen von Kindergartenpädagog:innen. Am 25. Mai wurde die sogenannte "Kindergartenmilliarde" im Ministerrat beschlossen. Der Name sei irreführend, meinen unter anderem Kindergartenbetreiber:innen aus dem kirchlichen Bereich, denn unterm Strich bleibe nur wenig über - jedenfalls bei weitem nicht genug, um den aktuellen Herausforderungen in der Elementarpädagogik gerecht werden zu können. Durch die Corona-Pandemie seien die Elementarpädagog:innen massiv gefordert gewesen, um die Kinder bei der Aufarbeitung von Traumata zu unterstützen, erklärt Johanna Fabiankowitsch, Leiterin des St. Nikolaus-Kindergartens "Paulaner" in Wien. Nun sei zudem der Krieg in der Ukraine ausgebrochen, der bei Kindern viele Ängste weckt. In Gruppen, in denen 25 Kinder von einer Pädagogin bzw. einem Pädagogen und einer Assistenzkraft betreut werden, bleibe aber nicht genug Zeit, um auf die Bedürfnisse der Kinder optimal eingehen zu können. Unter diesen Bedingungen wären weder das Erlernen der deutschen Sprache noch die Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen möglich, hält Johanna Pisecky, Inklusions-Expertin der Diakonie Österreich, fest. Gestaltung: Maria Harmer


3. Suizidprävention - Maßnahmen für das Leben

Was für die einen das höchste Gut ist - das Leben nämlich - ist für die anderen etwas, an dem sie verzweifeln. Nicht für einige Stunden oder Tage, sondern oft Monate oder jahrelang. Dieses Leben zu beenden, erscheint den Betroffenen mitunter als einziger Ausweg. Einsamkeit, Gesichtsverlust und Scham können Menschen in tiefe Krisen stürzen, berichtet Antonia Kesselring, die Leiterin der Wiener Telefonseelsorge. Auch die wirtschaftliche Komponente spielt eine große Rolle, wie Armutsforscher Martin Schenk unterstreicht: Nicht wenige Suizidgedanken seien auf Langzeitarbeitslosigkeit, Verschuldung und Ähnliches zurückzuführen. Themen, die gerade in Zeiten der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine mit seinen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Folgen virulent geworden sind. Genau hinzuhören und hinzusehen - dafür plädiert auch der Publizist Golli Marboe. Sein Sohn Tobias hat Suizid begangen aufgrund von Depressionen, einer Erkrankung, die oft schleichend und weitgehend unbemerkt verläuft, und so plädiert er dafür, das Thema der psychischen Erkrankungen nicht zu tabuisieren. Gestaltung: Brigitte Krautgartner


4. Italiens Bischöfe kündigen Missbrauchs-Report an

Italiens katholische Bischöfe haben eine erste landesweite Untersuchung über sexuellen Missbrauch in der Kirche beschlossen. Allerdings solle es dabei zunächst nur um die vergangenen beiden Jahre gehen, teilten sie am 27. Mai zum Abschluss ihrer Vollversammlung in Rom mit. Zu Beginn der Vollversammlung hatten Vertreter von Betroffenen zum wiederholten Mal eine unabhängige Untersuchung von Missbrauch in der Kirche gefordert. Jahrzehntelang wurden in vielen Fällen pädophile Priester einfach versetzt, sie konnten weiter Messen feiern, oft sogar mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt bleiben. Während Presse und Justiz in Italien zu oft untätig seien, wird der Ruf von Betroffenen immer lauter, berichtet ORF-Rom-Korrespondentin Katharina Wagner. So kämpft etwa der 53-jährige Francesco Zanardi, der selbst von einem katholischen Priester missbraucht wurde, seit gut zehn Jahren mit seinem Verein "Rete l´Abuso" für Gerechtigkeit und Aufklärung für alle Überlebenden von Missbrauch durch Vertreter der katholischen Kirche Italiens.

Service

religion.ORF.at: Moskauer Patriarch gegen Abspaltung der ukrainischen Kirche
Nikolausstiftung
Kindergarten Paulaner
Diakonie: Bildung für Kinder und Jugendliche
Telefonseelsorge
Die Armutskonferenz
SuizidpräventionAustria
Kriseninterventionszentrum
Österreichische Gesellschaft für Suizidprävention
Vatican News: Italien - Erste landesweite Untersuchungen zu Missbrauch
Rete l'Abuso

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