Andrew Manze

CHRIS CHRISTODOULOU

Das Ö1 Konzert

Strawinsky, Schumann, Mozart

(I) Bamberger Symphoniker, Dirigent: Andrew Manze. Igor Strawinsky: Konzert für Streichorchester D-Dur (II) Scottish Chamber Orchestra, Dirigent: Maxim Emelyanychev; Vilde Frang, Violine. Robert Schumann: Konzert für Violine und Orchester d-Moll WoO 23 Wolfgang Amadeus Mozart: Symphonie C-Dur KV 551, "Jupiter" (aufgenommen am 21. und 25. Mai im Kaisersaal der Residenz Würzburg im Rahmen des "Mozartfestes Würzburg 2022"). Präsentation: Peter Kislinger

Dem Publikum das Vergnügen lassen

Strawinskys "Concerto en Re" war ein Auftragswerk für Paul Sacher und sein Basler Kammerorchester zu dessen 20-jährigem Bestehen, 1946. Paul Sacher bat auch um eine Einführung. Dass "das Werk für Streichorchester ist - man wird es sogleich sehen", antwortete Strawinsky; dass "es drei Sätze hat -, man wird es im Programm in aller Form lesen; dass es alles andere als atonal ist - wollen Sie nicht dem Publikum das Vergnügen lassen, es selbst zu entdecken?"


Schumann und (böse) Geister

1853 hat Schumann beim Niederrheinfestival den 22-jährigen Joseph Joachim Beethovens Violinkonzert spielen gehört. Schumann schrieb für ihn die Fantasie Opus 131, die a-Moll-Sonate und das Violinkonzert und verfiel, wie es damals hieß, in "geistige Umnachtung." Uraufgeführt wurde das Violinkonzert erst 1937. Karl Böhm dirigierte, Solist war Georg Kulenkampff. Den Rahmen bildete eine NS-Veranstaltung, in der der" Reichminister für Volksaufklärung und Propaganda" Joseph Goebbels als Redner auftrat. Das Werk Schumanns sollte - in der rassistischen Terminologie der Nationalsozialisten - als "arischer" Ersatz für das von den Spielplänen verbannte Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy propagandistisch eingesetzt werden. Mendelssohn galt als "undeutsch", sein Werk wurde als "jüdische Musik" verunglimpft.

Schumann hatte das Werk kurz vor Ausbruch seiner Krankheit geschrieben. Clara Schumann und Joachim meinten, ja, hübsch, aber das ist nicht unser, der echte, Schumann. Noch 1967 schrieb der Musikwissenschaftler Kurt Pahlen, das Violinkonzert sei bestenfalls "Material für den Psychiater." Joachims Sohn übergab das Manuskript der Berliner Stadtbibliothek - erst 100 Jahre nach Schumanns Tod sollte es publiziert werden.

Joachims Großnichte Jelly d'Aranyi war Geigerin und Spiritistin, kein Wunder also, dass sie 1933 von Robert Schumann kontaktiert wurde: Sie möge sein Violinkonzert wiederentdecken. Nach Verhandlungen mit diversen Geistern (Musikwissenschaftlern, Bibliothekaren, Notaren und Diplomaten) durfte sie das Konzert mit dem BBC Symphony Orchestra spielen - erst nach Kulenkampff. "Botschaften aus dem Geisterreich führen zur Entdeckung des verlorenen Konzerts" titelte eine Zeitung. Ein Faktencheck hätte ergeben: Schon 1929 hatte "The Grove Dictionary of Music and Musicians" Kompositionsdaten, Satzbezeichnungen und Lagerungsort angeführt, ganz ohne Geisterintervention. Aber ohne Geisterbeschwörung wollte auch Schumann nicht ausgekommen sein. Der Mittelsatz sei von Schuberts und Mendelssohns Geistern diktiert worden, erzählte er einer leicht alarmierten Clara.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Igor Strawinsky/1882 - 1971
Titel: Concerto en re < Konzert in D > für Streichorchester
* Vivace - 1.Satz
* Arioso - 2.Satz
* Rondo - 3.Satz
Orchester: Bamberger Symphoniker
Leitung: Andrew Manze
Länge: 12:45 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Robert Schumann/1810 - 1856
Titel: Konzert für Violine und Orchester in d-Moll
Violinkonzert
* In kräftigem, nicht zu schnellem Tempo - 1.Satz
* Langsam - 2.Satz
* Lebhaft, doch nicht zu schnell - 3.Satz
Solist/Solistin: Vilde Frang /Violine
Orchester: Scottish Chamber Orchestra
Leitung: Maxim Emelyanychev
Länge: 28:20 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Titel: Symphonie Nr.41 in C-Dur KV 551
Populartitel: Jupiter Symphonie
* Allegro vivace - 1.Satz
* Andante cantabile - 2.Satz
* Menuetto : Allegretto - 3.Satz
* Molto allegro - 4.Satz
Orchester: Scottish Chamber Orchestra
Leitung: Maxim Emelyanychev
Länge: 38:22 min
Label: EBU

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