Gabriele Eder-Cakl

WEIHBOLD

Zwischenruf

Gabriele Eder-Cakl über Jugendliche

Die Leiterin des Pastoralamts der katholischen Diözese Linz interessiert sich dafür, was junge Menschen zu sagen haben

Neulich sind vier junge Frauen vor mir in die Straßenbahn eingestiegen. Ich war fasziniert von ihrem Outfit und ihrer Kleidung: Jede hatte eine andere grelle Haarfarbe - pink, orange, violett. Alle hatten viele schwarze Netzteile an - dadurch schien die bunte Kleidung darunter durch.

Ich dachte mir: Bei diesem durchkomponierten Styling geht es für mich nicht anders, als dass sie wahrscheinlich eine sehr klare Meinung zum Leben und zur Gesellschaft haben. Das war auch so, ich konnte ihrer Unterhaltung in der Straßenbahn gut folgen: Sie hatten ganz klare Äußerungen zu sozialen Themen und Umweltschutz.

"Für die Jugend gehe ich bis an die Grenzen der Verwegenheit". Niemand geringerer als der Heilige Johannes Don Bosco verrät uns hier, dass er so manche kühne Tat für Jugendliche getan hat und dadurch auch einiges aufs Spiel gesetzt hat. Von Don Bosco stammt übrigens auch die Aussage "fröhlich sein, gutes Tun - und die Spatzen pfeifen lassen". Eine freundliche Anregung, entspannt und unverkrampft seinen eigenen Weg zu gehen.

Was wird nicht alles mit Jugend assoziiert? Laut, ein loses Mundwerk, Alkohol, schrille Töne und Farben, Lachen, .? Oder volle Donauufer und Seepromenaden, endlich wieder geöffnete Nachtclubs? Fast täglich diskutiere ich mit Engagierten in den Kirchen. Sie sagen mir: Wir haben keine Jugendlichen mehr. Die werden nie mehr kommen. Und wenn ich dann antworte, dass der allerwichtigste Anfang zum Kontakt mit Jugendlichen ist, dass ich sie mag - dann antworten sie mir: Na ja, das ist ja nun doch nicht das beste Konzept für Jugendpastoral!

Mir erscheint es aber wirklich als die wichtigste Voraussetzung, dass ich Jugendliche mag. Das ist nicht nur Gleichaltrigen vorbehalten, sondern allen Menschen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ihren inneren Einstellungen und Outfits begegnen. Keine Scheu davor haben, sondern neugierig sein, was sie mir erzählen oder entgegenraunen. Ihnen meine Meinung dazu sagen und sie wahrscheinlich damit auch an ihre Grenzen bringen. Und sie schätzen, wie sie gerade vor mir stehen.

Junge Menschen haben große Fragen an das Leben: Wer bin ich? Mit welchen Leuten gebe ich mich ab? Was ist mir wichtig im Leben? Was ist mein Platz in dieser Welt? Schaue ich auf mein Image oder auf mein Inneres? Fahre ich eher die Ellbogen aus oder reiche ich Andersdenkenden die Hände? Sind das nicht Fragen, die ganz ins Zentrum von Religion greifen? Jugendliche klopfen also so gesehen dauernd an die Kirche an und sind offen für das Religiöse.

Ein kleines Beispiel dazu: Zwei Stunden verbringt die 16-Jährige im Wohnzimmer - es ist dann für alle anderen Familienmitglieder blockiert. Auf die Frage, was sie denn die ganze Zeit getan habe, sagt sie - SEIN. Wer kann also besser zeigen, was Muße ist und wie man die persönliche Mitte finden kann? Jugendliche können in dieser Hinsicht großartige Lehrmeister und Lehrmeisterinnen sein.

Ich bin sehr dafür, die Zeit am Donauufer, im Park oder am See zu genießen - umringt von jungen Leuten, die ganz deutlich zeigen, wie das geht: ein Leben in Fülle zu führen, nachdenklich und neugierig, auf sich selbst und auf die Gemeinschaft konzentriert. Und manchmal auch etwas unkonventionell.

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Joe Goddard
Titel: Truth Is Light
Album: Electric Lines
Ausführende: Joe Goddard
Länge: 03:56 min
Label: Domino

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