Andalusien im Schwarzwald

14. Dezember 2022, 06:56

Als der Sommer heuer richtig heiß wurde, brachen wir zu einer Reise durch den Süden Deutschlands auf und kamen zu unserem Erstaunen in Andalusien an.

Hausach liegt rund vierzig Kilometer nordöstlich von Freiburg im anmutigen Kinzigtal. Jeden Juli wird die Stadt zum Schauplatz eines der originellsten und liebenswürdigsten Literaturfestivals, das ich kenne. Am Hausacher LeseLenz nahmen heuer Autoren und Dichterinnen nicht nur aus den deutschsprachigen Ländern teil, sondern auch aus Indien, Senegal, Spanien, Armenien, Norwegen und, ja, aus Russland und der Ukraine.

Gekommen waren sie alle wegen José Oliver, dem deutschen Schriftsteller, der 1961 in Hausach geboren wurde, ein Jahr, nachdem seine Eltern aus Malaga hierhergezogen waren. Vor und nach ihnen kamen zahlreiche Andalusier in den Schwarzwald, als Gegner Francos und als Gastarbeiter, und man kann ihnen und ihren Nachfahren im Ort auf Schritt und Tritt begegnen.

Wir wurden in den letzten Jahren belehrt, dass es ein feindseliger Akt der Ausgrenzung wäre, Menschen nach ihrer familiären Herkunft zu fragen. Von diesem moralisch verfügten Desinteresse an den Mitmenschen und ihrer Geschichte halten die aus Andalusien stammenden Hausacher rein gar nichts. Sie erzählen gerne, warum und von wo ihre Vorfahren einst hierhergekommen sind, und es ficht ihren Status als Einheimische nicht an, dass ihre deutsche Gegenwart eine spanische Vergangenheit hat. Ihr von allen geliebter Repräsentant ist José Oliver, der Gedichtbände, Essays, Erzählungen veröffentlicht hat - und eine zauberhafte Heimaterkundung mit dem Titel "Mein andalusisches Schwarzwalddorf".

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler