Maxime Pascal

MENG PHU

Das Ö1 Konzert live

Live: Maxime Pascale am Pult des RSO-Wien

ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Dirigent: Maxime Pascal; Truls Mørk, Violoncello. Arnold Schönberg: Fünf Orchesterstücke op. 16; Henri Dutilleux: Tout un monde lointain - Konzert für Violoncello und Orchester; Claude Debussy: Images pour orchestre (Übertragung aus dem Großen Musikvereinssaal in Wien in 5.1 Surround Sound)

In den frühen 1960er Jahren vergibt die französische Regierung eine Auftragskomposition an Henri Dutilleux: Anlässlich Charles Baudelaires 100. Todestag im Jahr 1967 soll ein Ballett zu seinem berühmten Gedichtband Les Fleurs du Mal ("Die Blumen des Bösen") entstehen. Dutilleux setzt sich intensiv mit Baudelaires Werk auseinander - und lehnt schließlich ab. Zu mächtig erscheint es ihm, zu wortgewaltig, um es in einem Ballett abzubilden. Aber die Beschäftigung mit Baudelaires Poesie bleibt dennoch nicht fruchtlos: Sie inspiriert ihn zu der Komposition seines Cellokonzerts.

Dieses soll bereits um 1960 als Auftragswerk für Mstislaw Rostropowitsch entstehen; Dutilleux ist aber zu diesem Zeitpunkt in die Arbeit an Métaboles vertieft. Erst 1967 hat er wieder Kapazitäten für neue Aufträge - der ursprüngliche Auftraggeber hat Paris zu diesem Zeitpunkt aber längst verlassen. Rostropowitsch selbst springt an dessen Stelle ein; er möchte dieses Cellokonzert unbedingt für sich komponiert haben. Am 25. Juli 1970 kommt es bei dem renommierten Festival in Aix-en-Provence zur Uraufführung und wird zu einem durchschlagenden Erfolg. Seit diesem Zeitpunkt zählt es zu einem der bedeutendsten Solokonzerte des 20. Jahrhunderts.

Der Titel des Konzerts Tout un monde lointain (Eine ganz ferne Welt) stammt aus Baudelaires La Chevelure (Das Haar) - einem sinnlichen Gedicht "mit Willen zur Ekstase", wie es der Literaturwissenschafter Victor Brombert beschreibt. Auch alle fünf Sätze des Cellokonzerts sind betitelt und beziehen sich auf Gedichte von Baudelaire. Diese Titel enthalten nicht nur Zitate, sondern auch Dutilleux' Interpretationen der Werke; seinen Zugang, die Quintessenz von Baudelaires Lyrik greifbar zu machen. Genauso verhält es sich mit der Musik dazu: keine vertonten Gedichte, "sondern der Versuch, durch die Musik einige ihrer geheimsten Obertöne wachzurufen", so der Musikwissenschafter Claude Rostand.

Mit dieser Idee, dass Musik den inneren Kern der Dinge hörbar machen kann, sieht sich Dutilleux in der Nachfolge von Claude Debussy - und schlägt damit im Programm die Brücke zum Hauptwerk des Abends. Auch in Images, das von den drei Ländern England, Spanien und Frankreich inspiriert ist, bemüht sich Debussy nicht darum, mit Folkloreelementen und platten musikalischen Floskeln ein Triptychon zu pinseln, sondern den musikalischen Charakter der jeweiligen Länder hörbar zu machen. Bereits in Soirée dans Grenade ist ihm das gelungen, wie der Komponist Manuel de Falla schreibt: "Das gesamte Stück lässt einen bis ins kleinste Detail den Charakter von Spanien fühlen." (Übrigens: Sowohl Dutilleux als auch Debussy lehnen jegliche Analyse ihrer Werke vehement ab, weshalb sie auch an dieser Stelle entfallen soll.)

Musikalisch geleitet wird der Konzertabend, dem die Fünf Orchesterstücke des Jahresregenten Arnold Schönberg vorangestellt sind, von dem französischen Dirigenten Maxime Pascal, mit dem das ORF Radio-Symphonieorchester Wien in der Vergangenheit bereits zahlreiche Erfolge gefeiert hat; zuletzt bei den diesjährigen Festspielen in Salzburg. Solist ist der norwegische Cellist Truls Mørk, Experte für zeitgenössische Celloliteratur und versierter Kenner von Dutilleux' Werk.

Service

Diese Sendung wird in Dolby Digital 5.1 Surround Sound übertragen. Die volle Surround-Qualität erleben Sie via Internet-Streaming auf Ihrem HbbTV-Gerät oder durch Direktaufruf der Streaming-URLs.

Mehr dazu in oe1.ORF.at - 5.1

Sendereihe

Gestaltung

  • Marie-Therese Rudolph

Übersicht