Stimmen hören

Bariton-Charakterköpfe: Rolando Panerai und Matteo Manuguerra

Altersloser Komödiant und spätberufener "bad guy" für alle denkbaren Spielarten von Italianità.

Zwei "italienische" Baritone, die je im Oktober 1924 geboren wurden: Während Matteo Manuguerra eher die Fans ausgelebter Virilität und Stimmpotenz ansprechen dürfte, geht es mit den Aufnahmen von Rolando Panerai auch zurück in die Vorklassik und zu Mozart. Panerai war in seinen Rollen - bis hin zu Falstaff und Gianni Schicchi - mehr "good guy", Manuguerra - mit vielen "Bösewichten" im Rollentalon - mehr "bad guy", auch dem knorrig-bedrohlichen Timbre nach. Dennoch: überraschend viele Partien zwischen Bellini und Verdi waren in beider Sänger Besitz. Dabei begann Matteo Manuguerra extrem spät, erst mit 35 Jahren, mit dem Gesangsstudium - ein Kuriosum! Wie Manuguerra 1966 debütierte - um sich dann schnell und markant zu etablieren -, war Rolando Panerai schon ein "alter Hase". Die scheinbare "Lässigkeit", mit der Panerai auch in der Livesituation sängerische Hürden nahm, war so legendär wie sein Humor als Rollengestalter und abseits der Bühne. Rolando Panerai war bereits am RAI-Aufnahmenzyklus zum Verdi-Jahr 1951 beteiligt. Regelmäßig trat er an der Seite von Maria Callas in Erscheinung, zählte auch zu Herbert von Karajans Favoritsängern und zu Karl Böhms "Così-fan-tutte"-Team. Nicht besser lässt sich Panerais stimmliche Langlebigkeit demonstrieren als anhand Karajans zweier Salzburger Festspielaufführungen von Verdis "Falstaff": 1957 und 1980 - jeweils mit Panerai in der Rolle des Ford. Rolando Panerai, aus seinem Leben erzählend: das war vollkommen attitüdenfrei, bescheiden, liebenswürdig. 64 Jahre lang stand er singend auf den Bühnen der Welt: einer, dem die Sterne gewogen waren, einer, der es künstlerisch nie billig gab.

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel