
80 Jahre Zweite Republik Zwischen Trümmern und Neubeginn
Radiokolleg Wie Österreich neu formiert wurde
Erniedrigungen zu Kriegsende
Gertrude Liegl
Beschreibungen über Erniedrigungen und Ungerechtigkeiten zu Kriegsende
Ich erinnere mich auch noch, wie einmal mir sehr bekannte und lieb gewordene ältere Leute vor dem Werkstor die Steine der Straße reinigen mussten ! Alte Frauen und Männer knieten da im Staub und schruppten oft weinend stundenlang (ich verstand damals den Grund nicht, wusste aber sofort, dass diese Arbeit mit Bösem zu tun hat), und junge Männer feuerten sie an, es war schrecklich! Ein mir bekanntes Ehepaar sah ich dann lange nicht, aber nach Jahren fand mein Vater sie in einer Mansarde im nächsten Ort, versteckt von guten Menschen. Diese Dame war früher eine Pianistin. Wir bekamen nach dem Krieg eine größere Wohnung, aber in der Nähe der alten und jener dieses jüdischen Ehepaares. Da stand ein wunderschöner Flügel im Wohnzimmer! Mein Vater, Trompeter und Kapellmeister, untersuchte das Klavier und fand tatsächlich ein Schild innen mit dem Namen dieser Dame. Er begann sie zu suchen, glaubte nicht an ihren Tod, und die Freude war für...
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 27. Juni 2025
Himmlische Christbäume
Gertrude Liegl
Bombenwarnungen in Ternitz
Ähnlich aufregend waren die „CHRISTBÄUME“, die nachts über den gesuchten Objekten abgeworfen wurden, um die Bomben treffen zu lassen. Meist ging es sich aus, von der 1. Warnung bis zum Angriff in den Keller zu laufen, wo die meisten Familien damals für sie wertvolle Dinge (bei uns Tuchenten, Bettzeug…) einmauerten für „nach dem Krieg und wenn die Männer wieder daheim sind. Dort saßen wir dann alle schweigend und starr vor Angst. Wenn mehr Zeit blieb, konnten wir zwischen Vorwarnung und FLIEGERALARM den Kinderwagen mit meiner kleinen Schwester, bereitgestellt mit mindestens Wasser, Brot und Babysachen sowie Westen und Hauben, über die Gfiederstraße in die BUNKER unterm Gfieder (unser Hausberg) laufen. Dort saßen wir dann stundenlang eng aneinandergeschmiegt auf kalten Holzbänken und warteten auf Entwarnung! 2 x haben wir Bombeneinschläge in nächster Nähe überlebt, aber auf der Gfiederstraße wurden einige Familien in ihren Häusern tödlich bombardiert.
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 27. Juni 2025
Tiefflieger
Gertrude Liegl
Geschichte von Tieffliegern in Ternitz
Meine Mutter hatte eine Tante im nächsten Haus, aber dazwischen lief eine Sandstraße, die auf beiden Seiten vor den Häusern grüne Stauden hatte. Wir Kinder wussten, sobald Voralarm tönte, müssen wir -egal, wo wir gerade spielten – sofort nach Hause laufen. Zu Kriegsende war es wieder einmal so, dass die Russen besonders Wiener Neustadt, die Südbahn und das Edelstahlwerk in Ternitz bombardieren wollten. Es gab spät nachmittags diesen Warnalarm, dass Flieger kommen, ich lief heim in der 1. Stock, aber meine Mutter war nicht da (Papa war ja noch im Krieg)! Verzweifelt lief ich in den Hof, da schrie meine Mutter schon vom drüberen Haus, ich soll schnell zu ihr laufen. Nach einigen Schritten hörte ich aber den Tiefflieger, ohne die Gefahr richtig zu kennen! Noch vor der Straße hörte ich Mutti rufen: „Wirf Dich in die Stauden“ und tat es. Ich sah hinauf, im offenen Flugzeug saßen 2 Soldaten mit Sturmhauben und einer mit Gewehr im Anschlag, ca. 20 m über mir -ich sehe die Gestalten heut...
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 27. Juni 2025
Ballspielen mit Besatzerkindern
Frau Pfeifer, Jg. 1943
Wir waren in Niederösterreich im Sommer in meinen Ferien, ich war vielleicht acht, neun Jahre. Wir waren in den ganzen Sommerferien in einem Dorf bei Stockerau in der Nähe und das war so quasi der Sommerurlaub, weil mein Vater bei der Vermessung gearbeitet hat und wir immer dort hingefahren sind, wo er gerade gearbeitet hat. Meine Mutter hatte die Gabe gehabt, die Dorfjugend immer zu aktivieren und wir sind auf der Dorfwiese dann gewesen und haben verschiedene Spiele gespielt und das war ja russische Besatzungszone. Und da kamen die jungen Russen und haben gefragt, ob sie mit uns mitspielen dürfen. Und sie haben dann bei unserem Spiel einen Ball über die Schnur und solche Sachen mitgespielt. Also auch da habe ich eigentlich nur positive Erinnerungen. Allerdings hat mir meine Mutter schon erzählt, auch von den grauslichen Taten, die sie im Freundeskreis gehört hat bzw. die Freunde von ihr erlebt haben. Ich selbst habe das nie erlebt. Ich habe alles immer nur positiv erlebt.
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 26. Juni 2025
Ich konnte nimmer aufhören zum Schreien
Dkfm. Margarethe Unfried
2 Episoden heikle Begegnungen mit sowjetischen Besatzungstruppen 1945
Auszug aus Interview Dkfm. Margarethe Unfried, *2.5.1937, Weinzierl/Krems 20.8.2023 (Tondok. gesamt ca. 40 min.) Interview und Transkription: Sohn Berthold Unfried und Enkelsöhne Elias und Leo Himmelstoss Kriegsende Weinzierl/Krems April 1945: "Dann kam der erste Russe. Er ist allein gekommen. Er hat unser ganzes Haus abgesucht nach flüchtigen Deutschen. Es waren versammelt im Haus: meine Großmutter, meine Tante mit ihren Kindern, meine Mutter, lauter Frauen, die Männer waren ja noch im Krieg oder in Gefangenschaft. Meine Mutter hat sich aufgebuddelt, dass der reinschaut in alle Kästen, schaut, ob er versteckte Soldaten findet oder Hitlerbilder: "Da ist niemand", und er soll schauen, dass er weiterkommt. Der hat natürlich nicht Deutsch gekonnt, aber an der Gestik und am Wortschwall – auf einmal ist es ihm zu blöd geworden und er hat seine Pistole gezogen gegen meine Mutter. Ich bin hinter ihm gestanden und ich musste annahmen, er erschießt jetzt meine Mutter. Weiß nicht, ob e...
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 3. Juni 2025
Die Suche nach meinem russischen Vater
Eleonore Dupuis
St. Pölten war damals russisch, eigentlich sowjetisch, besetzt. Ich habe nur gute Erinnerungen daran. Unter unserer Wohnung waren fünf russische Offiziere einquartiert. Sie haben meiner Schwester und mir immer Süßigkeiten und kleine Geschenke gebracht. Dazu muss ich sagen, dass ich nicht gewusst habe, dass ich die Tochter eines russischen Soldaten bin. Erst als die Besatzung im Oktober 1955 abgezogen ist, hat mir meine Mutter gesagt: "Dein Vater ist ein Russe“. Weil ich so gute Erinnerungen gehabt habe, war ich froh und stolz, ein Russenkind zu sein. Ich bin nie diskriminiert worden. Nur leider Gottes, es ist so wenig bekannt, dass ich mit 79 Jahren noch immer die Spur meines Vaters suche. Ich fahre auch immer wieder nach Russland. Meine Freunde dort helfen mir dabei. Ich hätte schon so viele mögliche Väter gehabt, aber die waren es dann doch nicht.
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 19. Mai 2025
Wie die Musik meiner Großmutter rettete
Frau Fellbauer
Frau Fellbauer studiert Musik und erinnert sich an ihre Großmutter
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 13. Mai 2025
Der "Russischdolmetsch"
Herr Demitsch
Herr Demitschs Großvater, die Russen und der 10jährige Bub
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 13. Mai 2025
Zucker für die Kinder
Frau Sengstschmidt
Russische Besatzungssoldaten teilen ihre Rationen
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 9. Mai 2025
Besatzungsmächte Niederösterreich 9. Mai 2025
Abzug der Russen und Traumatisierte Männer
Eva Steininger
In meiner Schulzeit gab es zwei Klassenzüge. Ein Zug war von 8 bis 12 Uhr und ich war im zweiten Klassenzug von 1 bis 4 Uhr Nachmittag. Es waren über 50 Kinder in der Schule in der Klasse. Es wurde ausgesprochen autoritär unterrichtet. Ich hab vom Unterricht ganz wenig mitbekommen, bin ganz hinten gesessen in den letzten Reihen. I Und dann 55 sind die Russen abgezogen. Das war wie ein Volksfest in Zwettl. Die Blasmusik ist gefahren, die Russen sind abgezogen, teilweise wurde gewunken und sind Freundschaften entstanden zu den Einheimischen. Aber man war sehr froh. Generell war man sehr froh, dass sie abgezogen sind. Ich habe in Erinnerung, es waren alle traumatisiert. Also ich glaube, alle Männer, die vom Krieg heimgekommen sind, waren verrückt oder hätten in ein Irrenhaus gehört. Aber die Situation war natürlich damals so, dass da erst diese Traumatisierungen noch gar nichts gewusst hat. Dann war große Not. Und für solche Einrichtungen gab es natürlich kein Geld. Man konnte ja nic...
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 9. Mai 2025
Leben mit Russen im besetzten Haus
Eva Steininger
Im mühsam erbauten Haus der Großmutter war russische Besatzung einquartiert. Mein Vater und meine Mutter waren im Erdgeschoss auf die Wohnküche und auf ein Kabinett zusammengedrängt. Sie waren jung verheiratet, meine Mutter war schwanger. Die Schwiegermutter hat bei ihnen in diesem kleinen Kabinett geschlafen. Dann wurde ich geboren. Es gab in dieser Zeit eine Ausgangssperre, und die Wehen bei meiner Mutter setzten ein, so ab Mitternacht . Ein russischer Soldat, der bei uns im Haus gewohnt hat, ist mit ins Krankenhaus gegangen und links und rechts haben sie meine Mutter gestützt. Am 4. Mai 1947 wurde ich geboren. Wie meine Mutter dann mit mir nach Hause kam als neugeborenes Baby, war in dieser Wohnküche und in diesem kleinen Kabinett mein Vater, seine Mutter, meine Mutter und ich als Baby. Ich muss da noch weiter ausholen. Mein Vater wurde als letztes Kriegsfutter mit 16 Jahren eingezogen und wurde sofort an die russische Front geschickt und war zwei Jahre in einem sibirischen Gefa...
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 9. Mai 2025
Traumata durch Erzählungen
Gertrude Eigelsreiter-Jashari
Gertrude Eigelsreiter-Jashari, * 1960
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 7. Mai 2025
Hagenberger und Loosdorfer Russen
Ferdinand Berger
Ferdinand Eder, * 1936, erinnert sich an zwei ganz unterschiedliche russische Kompanien in NÖ 1945
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 7. Mai 2025
Das Ungetüm in unserer Mansarde
Fr. Linde, Jg. 1940
Die Russen kamen mit dem Zug nach Raabs an der Thaya und hatten vollgefüllte Schnapsfässer mit. Die rollten sie über den Bahnhofsberg hinunter, und eines dieser Fässer zerbrach unseren Gartenzaun. Daraufhin haben sich alle auf der Wiese in unserem Garten betrunken. Ein russischer Oberst hat meine Mutter geschnappt, er wollte das Haus sehen. Als er oben in der Mansarde die Türe aufmachte, sah er auf dem Tisch eine alte Schreibmaschine - ein Ungetüm, wie man es damals hatte. Er zeigt erschrocken darauf: Maschina, Maschina! Da nimmt meine Mutter ein Blatt Papier, spannt es ein, tippt drauf und die Buchstaben kommen. Na, da war er beruhigt, dass das kein Maschinengewehr oder sonst irgendwas war.
weiterlesenBesatzungsmächte Niederösterreich 6. Mai 2025
