Ophüls-Jurypreis für "Inside America"

Constanze Schumann, Produzentin

Nach ersten Erfahrungen wusste sie, dass der Film ihr Metier ist: Constanze Schumann, Jahrgang 1980, die 2008 ihr Studium in Produktion an der Filmakademie Wien beendet hat. Ihr Diplomfilm "Inside America" von Barbara Eder wurde beim Max Ophüls Preis 2011 mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.

"Nach der Matura habe ich zunächst mit dem Publizistik-Studium begonnen, aber bald entdeckt, dass mir diese Richtung zu theoretisch ist. Ein geplantes Praktikum beim ORF kam nicht zustande. Aber schließlich bekam ich durch einen Kontakt ein Angebot, bei einem Spielfilm Script und Continuity zu machen. Ich wusste damals nicht einmal, was das ist, aber ich wollte es jedenfalls probieren.

Der Auslöser für meine Entscheidung: wir drehten 14 Stunden unter widrigen Umständen auf einem Feld. Ich bekam einen Sonnenbrand, war erschöpft - und hatte dennoch ein positives Gefühl: zu sehen, wie trotz aller Probleme etwas entsteht. Damals wurde mir klar: ich will unbedingt zum Film.

Im darauffolgenden Jahr bewarb ich mich dann an der Filmakademie für Regie und Produktion. Bei der Regie interessierte mich das künstlerische Gestalten, bei der Produktion das Organisatorische. Ich wurde für den Bereich Produktion aufgenommen - es war die absolut richtige Entscheidung", erzählt Constanze Schumann, gebürtige Wienerin, Jahrgang 1980, über ihre

Seit dem Jahr 2000 studierte sie Produktion bei P.A. Mayer an der Wiener Filmakademie und hat im Mai 2008 mit dem Magister abgeschlossen.

Ursprünglich hatte die Nachwuchs-Produzentin zunächst von 1998 bis 2002 Publizistik und Kommunikationswissenschaft kombiniert mit Philosophie, Psychologie und Theaterwissenschaft an der Uni Wien studiert:

"Ich habe noch den ersten Abschnitt fertig gemacht. Meine Eltern waren darüber nicht glücklich, aber ich habe mich dann ganz auf die Filmakademie konzentriert."

Kreativität und Organisation

"Ich bin vorbelastet, denn ich komme aus einer Familie, wo es viele Wirtschaftler gibt und der ökonomische Aspekt eine große Rolle spielt. Da ich gut im Organisieren bin, entsprach die Produktion sehr meinen Fähigkeiten. Erst nach mehreren Projekten entdeckte ich, dass der Beruf des Produzenten etwas sehr Kreatives ist", stellt Schumann fest.

"Ich habe dann mit Regisseuren zu arbeiten begonnen, die es auch zulassen, dass man kreativ ist: wo es ständig einen Dialog gibt und man Drehbücher mitentwickelt."

Als Produzentin arbeiten

"Mein langfristiges Berufsziel ist es, Produzentin zu werden. Entweder bei einer Firma, die jene Filme macht, die mich interessieren, oder eben ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Jetzt will ich mich noch in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Verleih fortbilden. Und vielleicht noch das Doktorat an der Filmakademie machen", so Schumann, deren umfassende Praxis von Script & Continuity, über Aufnahmeleitung, Vertrieb und Verleih bis zur Produktion reicht.

Vielfältige Erfahrungen beim Filmakademie-Festival

Große Erfahrungen im Bereich Organisation konnte die junge Produzentin mehrfach beim Filmakademie-Festival sammeln:

"Erstmals habe ich 2001 in der Organisation mitgearbeitet, 2003 war ich Direktorin des Festivals und 2005 für Beratung und ausländische Gäste zuständig. Das Spannendste im rahmen dieser Tätigkeiten war für mich, dass ich so viele ausländische Filme wie nie zuvor gesehen habe", resümiert Schumann.

Ophüls-Jurypreis 2011 für "Inside America"

Beim diesjährigen Filmfestival Max Ophüls wurde Barbara Eders "Inside America", ein knapp zweistündiger Spielfilm über die Gegensätze zwischen dem amerikanischen Traum und der Realität, mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.

Mit dieser Arbeit hatte Constanze Schumann ihren Diplomfilm präsentiert.

Der Film hatte 2010 beim Sarajevo Film Festival seine internationale Premiere.

"Wir haben mehr als zwei Jahre an diesem Film gearbeitet. Im Laufe der Recherche wurde das Projekt immer größer - und wuchs von einer kurzen Dokumentation zu einem Spielfilm, für den wir drei Monate in den USA gedreht haben", berichtet Schumann über ihre Abschlussproduktion, die in Englisch, Spanisch sowie mit deutschen Untertiteln produziert wurde.

Vielfach prämierte "Grauzone"

Zu einer von Schumanns wichtigsten Arbeiten zählt Karl Bretschneiders zahlreich prämierter Kurz-Film "Grauzone" (2004), in dem es um einen Autounfall geht, bei dem die Situation eskaliert und zur Tragödie wird.

"Bei dieser Arbeit kam ich erst bei der Postproduktion dazu. Ich habe die ganze Verwertung für den Film gemacht - von Festival-Einreichungen bis zu TV-Verkäufen", berichtet Schumann.

"Dabei habe ich gelernt, was man mit Kurzfilmen alles machen kann. Da es eine hervorragende Arbeit ist, die zahlreiche Preise - darunter so renommierte wie 'Bester Kurzfilm' beim Ophüls Festival, den 'Diagonale'-Jugendpreis sowie 'Best Student Cinematography' beim Palm Springs Kurzfilm Festival 2004 - konnte ich ihn mehrfach verkaufen. Damals habe ich gelernt, wie der internationale Markt funktioniert."

Produktionsfirma mit Wunschteam?

"Einer der besonders positiven Aspekte meines Studiums ist, dass ich Menschen, mit denen ich gerne zusammenarbeite, kennen gelernt habe. So konnte ich beim Diplomfilm mit meinem Wunschteam drehen.

Wir möchten in dieser Konstellation weiter zusammen arbeiten. Aber das ist in der Branche sehr schwierig. Daher gibt es Überlegungen bezüglich Gründung einer eigenen Produktionsfirma", verrät Schumann.

Produktionen als Herausforderung

Wie lauten die Zukunftswünsche der ambitionierten Produzentin, deren erster Wunsch, dass "Inside America" ein Erfolg wird, bereits in Erfüllung gegangen ist?

"Längerfristiger ist es der Wunsch, jene Filme machen zu können, die organisatorisch eine Herausforderung sind, mich auch vom Kreativen her interessieren - und an denen ich wachsen kann", so Constanze Schumann.